Technische Annahmen im Hinblick auf Zinssätze, Wechselkurse, Rohstoffpreise und die Finanzpolitik
Die technischen Annahmen bezüglich der Zinssätze und der Rohstoffpreise beruhen auf den Markterwartungen; Redaktionsschluss hierbei war der 18. Mai 2011. Die Annahme im Hinblick auf die kurzfristigen Zinssätze ist rein technischer Natur. Die Kurzfristzinsen werden am Dreimonats-EURIBOR gemessen, wobei die Markterwartungen von den Zinssätzen für Terminkontrakte abgeleitet werden. Bei Anwendung dieser Methode ergibt sich für die Kurzfristzinsen ein Durchschnittsniveau von 1,6 % für 2011 und von 2,3 % für 2012. Die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der nominalen Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im Eurogebiet deuten auf ein durchschnittliches Niveau von 4,5% im laufenden und von 4,8 % im kommenden Jahr hin. Was die Finanzierungsbedingungen anbelangt, so geht die Basisprojektion von einer Verringerung der Spreads zwischen den Kreditzinsen der Banken und den Kurzfristzinssätzen über den Projektionszeitraum hinweg aus, da die Erhöhungen der Terminzinsen allmählich weitergegeben werden und das Ausfallrisiko sowohl von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften als auch von privaten Haushalten abgenommen hat. Die Spreads gegenüber den langfristigen Zinssätzen, bei denen im Schlussquartal 2010 eine deutliche Abnahme verzeichnet wurde, werden den Annahmen zufolge während des Projektionshorizonts nach und nach steigen und zu dessen Ende wieder ein Niveau erreicht haben, das ihrem historischen Durchschnitt entspricht. Für die Kreditangebotsbedingungen im gesamten Euroraum wird eine weitere Normalisierung erwartet, wenngleich sie die Wirtschaftstätigkeit über den Projektionszeitraum hinweg nach wie vor belasten dürften. Was die Rohstoffpreise betrifft, so wird auf der Grundlage der in den zwei Wochen bis zum Redaktionsschluss von den Terminmärkten abgeleiteten Entwicklung damit gerechnet, dass sich die Preise für Rohöl der Sorte Brent im Durchschnitt 2011 auf 111,1 USD je Barrel und 2012 auf 108,0 USD belaufen. Den Annahmen zufolge werden die in US - Dollar gerechneten Preise für Rohstoffe ohne Energie anziehen, und zwar um 20,4 % in diesem und um 1,2 % im nächsten Jahr.
Es wird davon ausgegangen, dass die bilateralen Wechselkurse über den Projektionshorizont hinweg unverändert auf dem durchschnittlichen Niveau bleiben, das im Zweiwochenzeitraum bis zum Redaktionsschluss vorherrschte. Dies impliziert einen EUR / USD - Wechselkurs von 1,42 im laufenden und von 1,43 im kommenden Jahr sowie einen effektiven Euro - Wechselkurs, der im Durchschnitt leicht steigt, und zwar um 0,8 % im Jahr 2011 und um 0,4 % im Jahr 2012.
Die finanzpolitischen Annahmen beruhen auf den nationalen Haushaltsplänen der einzelnen Länder des Eurogebiets (Stand: 24. Mai 2011). Sie umfassen alle politischen Maßnahmen, die bereits von den nationalen Parlamenten gebilligt oder von den Regierungen detailliert ausformuliert wurden und den Gesetzgebungsprozess aller Wahrscheinlichkeit nach erfolgreich durchlaufen werden.
(Quelle: EZB Monatsbericht Juni 2011, S. 108-109)
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