Donnerstag, 4. August 2011

Die Wurzel aller staatlichen Schuldenkrisen

Amar Bhidé und Edmund S. Phelps:

NEW YORK: Die griechische Schuldenkrise hat Fragen aufgeworfen, ob der Euro ohne eine nahezu unvorstellbare Zentralisierung der Fiskalpolitik überleben kann. Doch es gibt eine einfachere Lösung. Unverantwortliche staatliche Kreditaufnahmen an den internationalen Kreditmärkten setzen eine unverantwortliche Kreditvergabe voraus. Die Bankenaufsichten könnten eine derartige Kreditvergabe von Instituten, die bereits ihrer Aufsicht unterliegen, einfach untersagen.


Amar Bhidé ist der Verfasser von A Call for Judgment und Professor an der Fletcher School of Law & Diplomacy der Tufts University


Die Kreditvergabe an ausländische Regierungen ist in vieler Hinsicht per se riskanter als unbesicherte private Schulden oder Junk Bonds. Private Kreditnehmer müssen häufig Sicherheiten wie etwa ihre Häuser bieten. Diese Sicherheiten beschränken das Verlustrisiko der Kreditgeber, und die Angst vor dem Verlust der verpfändeten Vermögenswerte ermutigt die Kreditnehmer zu umsichtigem Handeln.

Aber Regierungen bieten keine Sicherheiten, und ihr hauptsächlicher Anreiz zur Rückzahlung – die Furcht, von den internationalen Kreditmärkten abgeschnitten zu werden – rührt aus einer perversen Sucht her. Nur Regierungen, die chronisch unfähig sind, ihre Auslagen durch Steuern oder Inlandsschulden zu finanzieren, müssen kontinuierlich große Summen im Ausland aufnehmen. Eine tiefe Sehnsucht nach der Gunst ausländischer Kreditgeber rührt gewöhnlich aus einer tief verwurzelten Form staatlicher Misswirtschaft her.


Edmund Phelps ist Nobelpreisträger und Professor an der Columbia University.



Copyright: Project Syndicate 2011
Aus dem Englischen von Jan Doolan











 

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