Kenneth Rogoff:
CAMBRIDGE – Warum sprechen alle noch immer von der „großen Rezession“, wenn sie über die jüngste Finanzkrise sprechen? Die Bezeichnung beruht schließlich auf einer gefährlichen Fehldiagnose der Probleme der USA und anderer Länder, die zu schlechten Prognosen und schlechter Politik geführt hat.
Kenneth Rogoff ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und Politik an der Harvard Universität und ehemaliger Chefökonom beim IWF.
Der Begriff „große Rezession“ erweckt den Eindruck, die Wirtschaft folge den Bewegungen einer typischen Rezession, nur schlimmer – so etwas wie eine schwere Erkältung. Darum lagen die Prognosen und Analysen, die Parallelen zu anderen Rezessionen seit dem zweiten Weltkrieg zu ziehen suchten, während des gesamten Abschwungs so falsch. Zudem haben sich viele Entscheidungsträger darauf verlassen, dies sei eine besonders tiefe Rezession, der mit einer großzügigen Portion der traditionellen Abhilfen der Politik, wie finanzpolitischen Maßnahmen oder massiven Rettungspaketen, schon beizukommen sei.
Aber das eigentliche Problem ist, dass die globale Wirtschaft in viel zu hohem Maße verschuldet ist. Dafür gibt es keine schnelle Lösung ohne einen Plan, wie Vermögen von Gläubigern auf Schuldner übertragen werden kann, entweder durch Schuldenerlass, finanzielle Repression oder Inflation.
Copyright: Project Syndicate 2011
Aus dem Englischen von Eva Göllner - Breust
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