Der richtige Preis ist eine Frage der Sichtweise
zwischen Wert und Preis des Unternehmens:
"Welchen Preis ein Unternehmen beim Verkauf von Anteilen hat, liegt letztlich am Betrachter. Zwei Parteien, der Käufer und der Verkäufer, müssen sich auf einen Preis einigen – der tatsächliche Wert des Unternehmens, das den Besitzer wechselt, bleibt dabei im Dunkeln. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es den einen Unternehmenswert gar nicht gibt.
Letztlich müssen Käufer sich also fragen, wie hoch der laufende Gewinn eines Unternehmens ist – und dann ausrechnen, wie viel Kapital sie benötigten, um mit einem vergleichbar riskanten Geschäft anderswo ebenso viel Gewinn zu erzielen, beziehungsweise, wie viel die erwarteten künftigen Gewinne gemessen am heutigen Kapitaleinsatz wert sind. Das ist dann der Ertragswert der Firma. Jedenfalls theoretisch. Denn praktisch liegen die Einschätzungen über die Ertragsperspektiven eines Unternehmens zwischen Käufer und Verkäufer oft auseinander. Zudem haben beide unterschiedlich gute Kenntnisse über das Innenleben des Unternehmens. Das erschwert die Sache für den Käufer – und deshalb ist er gut beraten, sich genau zu informieren." Weiter
Die Unterscheidung zwischen Wert und Preis ist von grosser Bedeutung. Thomas HERING und Roland ROLLBERG:
Theorie und Praxis sollten aus der jüngsten Finanzkrise die
Konsequenz ziehen, die Prinzipien der vermeintlich „objektiven“
angelsächsischen Wertlehre aufzugeben und sich stattdessen verstärkt dem
Gedankengut der österreichischen Grenznutzenschule und der subjektiven
deutschen Bewertungstheorie zuzuwenden. Durch eine derartige Umorientierung
werden künftige Krisen zwar nicht ausgeschlossen, sie werden aber auch nicht
durch lebensfremde Weltanschauungen und unvorsichtige Verhaltensweisen
„angeheizt“ [auch im Folgenden 10].
Das Kernproblem der angelsächsischen Bewertungstheorie ist
die realitätsferne Prämisse eines bei vollständiger Konkurrenz im Gleichgewicht
befindlichen vollkommenen und vollständigen Marktes. Dies führt zu einer
Gleichsetzung von Wert und Preis eines Gutes sowie zu unweigerlich daraus
resultierenden betriebswirtschaftlichen Fehlentscheidungen.
In der Realität sind Finanz- und Realgütermärkte
unvollkommene und unvollständige Märkte, auf denen der Preis eines Gutes nur im
Ausnahmefall mit seinem individuellen Wert aus Sicht eines spezifischen
Marktteilnehmers übereinstimmt. Betriebswirtschaftliches Handeln setzt deshalb
stets eine subjektive Bewertung voraus, die sowohl die individuelle Zielsetzung
als auch das individuelle Entscheidungsfeld des jeweiligen Bewerters explizit
berücksichtigt. Eine Orientierung an subjektiven Entscheidungswerten statt an
vermeintlich „objektiven“ Marktpreisen wirkt einem Krisen forcierenden
gleichgerichteten „Marktverhalten“ weitgehend entgegen. Vollständiger Beitrag