Dienstag, 17. August 2010

Die Wiedergeburt des Gordon Gekko



Nouriel Roubini:

NEW YORK: In dem Film Wall Street von 1987 tat die Figur des Gordon Gekko den berühmten Auspruch: „Gier ist gut.“ Geckos Credo war das Ethos eines Jahrzehnts der Exzesse in den Unternehmen und im Finanzsektor, das Ende der 1980er Jahre mit dem Zusammenbruch des Junk-Bond-Marktes und der Sparkassenkrise in den USA endete. Gekko selbst wanderte hinter Gitter.




Eine Generation später zeigt die Fortsetzung von Wall Street – die im nächsten Monat in die Kinos kommt –, wie Gekko aus dem Gefängnis entlassen wird und in die Finanzwelt zurückkehrt. Dies geschieht unmittelbar bevor die durch den Boom bei den Subprime-Hypotheken angeheizte Kreditblase platzt und die größte Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression auslöst.
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Copyright: Project Syndicate 2010
Aus dem Englischen von Jan Doolan


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Donnerstag, 12. August 2010

Eine neue Theorie der Unternehmensbewertung?


Die Argumentationsfunktion der funktionalen Unternehmensbewertung ist bis heute die am wenigsten durchdrungene Hauptfunktion der Unternehmensbewertung. Diese  theoretische Vernachlässigung ist wohl auf den Aspekt zurückzuführen, dass mit Hilfe des durch die Argumentationsfunktion gebildeten Argumentationswerts eine Änderung des Verhaltens oder wenigstens der Sichtweise des Verhandlungspartners anzustreben ist.  MATSCHKE / BRÖSEL:

Als Argumentationswert wird nicht eine einzelne Wertgröße, sondern die Gesamtheit von Begründungen (Argumenten) bezeichnet, die eine Verhandlungspartei mit dem Ziel der Verbesserung der eigenen Verhandlungsposition oder der Schwächung der Position des Verhandlungspartners und somit der Erreichung eines günstigeren Verhandlungsergebnisses selbst vorträgt oder auch vortragen läßt.

(Matschke, Manfred Jürgen / Brösel, Gerrit: Unternehmensbewertung, 2. Auflage, Wiesbaden 2006, S. 503)

Das Ziel, Verhaltensänderungen seines Verhandlungspartners zu bewirken, setzt Kenntnisse über die Bestimmungsgründe des tatsächlichen menschlichen Entscheidungsverhaltens voraus; das idealtypische Konzept der Annahme rationalen Verhaltens ist für diesen Zweck ungeeignet. Erfahrungsgemäß bewegt sich das menschliche Entscheidungsverhalten auf einer stetigen Skala von "beschränkt rational" bis "vorhersehbar irrational". 

Angesichts dessen rücken beispielsweise experimentelle Untersuchungen des beschränkt rationalen Verhaltens in Finanzmärkten in den naturgemäß noch sehr weiten Blickwinkel des Interesses. Das BonnEconLab, Laboratorium für experimentelle Wirtschaftsforschung der Universität Bonn, hat kürzlich ein gleichnamiges Forschungsprojekt begonnen:

Im Rahmen des Forschungsprojekts soll das Anlegerverhalten auf Finanzmärkten im Laboratorium untersucht werden. Im Vergleich zu früheren Laboratoriumsuntersuchungen betrachten wir in unserer Studie den Finanzmarkt nicht losgelöst von der Realwirtschaft, sondern betten ihn in eine stochastisch wachsende Volkswirtschaft ein. Die Angebotsseite der Laboratoriumsökonomie  wird durch einen stochastischen Prozess simuliert. Die zugrunde liegende Wachstumsverteilung ist den Akteuren der Laboratoriumsökonomie bekannt. Da das realisierte Wachstum der Vorperiode bekannt ist, lässt sich in jeder Periode die Entscheidung berechnen, die den erwarteten Unternehmungsgewinn maximiert.

Die Produktionsentscheidungen der Manager führen zu Gewinnen oder Verlusten in der Unternehmung. Entstandene Gewinne werden teils als Dividenden an die Anteilseigner ausgeschüttet, der Rest verbleibt in der Unternehmung. Die Anteilseigner der Unternehmung werden durch Probanden repräsentiert, die Portfolioentscheidungen treffen. Diese haben verschiedene Möglichkeiten Kapital anzulegen und aufzunehmen: Sie können in Aktien investieren oder liquide Mittel zum Anlagezins im Depot halten; sie können ihr Depot beleihen, sich verschulden, und Shortpositionen in Aktien eingehen. Die Anleger erhalten weitgehende Informationen über die in der Ökonomie bestehenden Unternehmungen: Ihnen liegen die Bilanzen, die Finanzkennzahlen (Multiples) und die historischen Aktienkurse vor.

Die Probanden in unserem Laboratoriumsmarkt haben vergleichsweise umfangreiche Informationen und vielfältige Anlagemöglichkeiten. Dennoch hat die Laboratoriumsökonomie eine wohl definierte analytische Lösung. Aufgrund des Modells können wir beobachtete Abweichungen vom Kapitalmarktmodell CAPM und das Auftreten von Spekulationsblasen quantifizieren sowie Verhaltensanomalien identifizieren. Darüber hinaus erwarten wir aus den experimentellen Ergebnissen Aufschluss, inwiefern historische Kurse und fundamentale Daten für die Marktbewertung relevant sind und inwieweit kursrelevante Informationen den Aktienkurs bestimmen.

Im Rahmen des Projekts testen wir die Effizienz der zwei Marktinstitutionen Kassamarkt und Doppelauktion. Beide Institutionen finden an empirischen Finanzmärkten Anwendung. In experimentellen Studien wurden in der Doppelauktion effiziente Bewertungen von Lotterien mit bekanntem Risiko erzielt. Leider gibt es keine analytische Lösung des Doppelauktionsmodells. Bei gleicher Effizienz wäre daher die Anwendung des Kassamarkts zu bevorzugen.

Einen weiteren Schwerpunkt des Forschungsprojekts bildet die Bemessung der Auswirkung von Transaktionskosten und Ertragssteuern auf Volumina und Volatilität. In der Theorie werden diese Kostenfaktoren meist vernachlässigt. Besonders hinsichtlich der in Deutschland anstehenden Einführung der Abgeltungssteuer scheint uns die Analyse dieser Effekte sinnvoll.

Das herausragende Ziel unseres Forschungsprojekts ist letztendlich die Formulierung einer deskriptiven, verhaltensökonomischen Theorie der Unternehmensbewertung.

An diesem Projekt beteiligt sind Reinhard SELTEN, Tibor NEUGEBAUER und Simon ZEHNDER. BonnEconLab wurde 1984 von Nobelpreisträger Reinhard SELTEN gegründet.

Exkurs "Rationalität":

In der ökonomischen Theorie ist die Auffassung vorherrschend, dass das wirtschaftliche Verhalten durch Optimierungsansätze beschrieben werden kann. Es werden unbegrenzte Denk- und Rechenfähigkeiten unterstellt. Die experimentelle Forschung der letzten Jahrzehnte hat deutlich gezeigt, dass dieser Ansatz nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Es ist das Ziel des Projekts, eine wirklichkeitsnähere Theorie der eingeschränkten Rationalität zu entwickeln. Der Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Menschen weder über eine konsistente Präferenzordnung verfügen noch über die Informationsverarbeitungskapazität für vollständige und konsistente Wahrscheinlichkeitsurteile. Die angestrebte Theorie wird daher nicht-optimierendes Verhalten beschreiben, das auf Prozeduren gestützt ist, deren einzelne Schritte durchaus vernünftig sind. Im Laufe des Projektes werden fünf Problembereiche untersucht werden: Zielbildung, Anspruchsanpassung, qualitatives Schliessen, fallbasierte Entscheidung und innere Konflikte. Die an die Ziele gerichteten Ansprüche werden durch Anspruchsanpassung an die Entscheidungsergebnisse angepasst. Die Ziel- und Anspruchsbildung wird auf qualitative mentale Modelle gestützt. Eingeschränkt rationale Entscheidung beruht auf Fallunterscheidung. In den einzelnen Fällen werden unterschiedliche Prozeduren verwendet. Die Motivation für eingeschränkt rationale Entscheidungen beruht auf emotionalen Antrieben, die sich im Konflikt miteinander befinden können. Es ist daher wichtig, die Rolle dieser inneren Konflikte im Entscheidungsprozess zu untersuchen. Die theoretische Forschung soll auf umfangreiche experimentelle Untersuchungen gestützt werden, die am Laboratorium für experimentelle Wirtschaftsforschung der Universität Bonn stattfinden werden. 
 
(Akademieprojekt Rationalität im Lichte der experimentellen Wirtschaftsforschung, Leiter: Reinhard SELTEN)
 
 
 
 





 

Dienstag, 10. August 2010

On the accuracy of equity value - multiples




Yong Keun Yoo, (Korea University Business School, Korea University, Sungbuk-Gu, Seoul, Korea) on:

The valuation accuracy of equity valuation using a combination of multiples

 

Abstract

 

Purpose 

Aims to examine a comprehensive approach to combine several simple multiple valuation, so as to improve the valuation, accuracy of the simple multiple valuation technique. 

Design/methodology/approach 

In order to combine several simple multiple valuations, the equity value is estimated by a weighted average of the valuation outcomes obtained from several simple multiple valuations. To calculate the weight of each valuation outcome, the out-of-sample price-deflated regression of stock prices on several simple multiple valuation outcomes is conducted. Next, the alternative hypothesis of whether the composite approach yields a higher valuation accuracy than the simple multiple valuation is tested, using the actual stock price of the valued firm as the benchmark to measure the valuation accuracy under the assumption of market efficiency. 

Findings 

It was found that combining several simple multiple valuation outcomes of a firm, each of which is based on a stock price multiple to a historical accounting performance measure of the comparable firms (historical multiple), improves the valuation accuracy of the simple multiple valuation using a single historical multiple. However, further analysis shows that the combination of the simple multiple valuation outcomes based on a stock price multiple to analysts’ earnings forecasts of the comparable firms (forward earnings multiple) and several simple multiple valuation outcomes based on historical multiples does not improve the valuation accuracy of the simple multiple valuation using a forward earnings multiple. 

Research limitations/implications 

One caveat of this study is that only the linear combination of the simple multiple valuation outcomes is considered. Non-linear combination of the simple multiple valuation outcomes based on both forward earnings multiple and historical multiples may be able to improve the valuation accuracy of the simple multiple valuation using a forward earnings multiple. This possibility is still an open question. 

Practical implications 

The findings imply that a historical multiple contains incremental information not captured by other historical multiples, which is useful for the improvement of the valuation accuracy. However, the historical multiples may have no incremental information beyond a forward earnings multiple. 

Originality/value

The forward earnings multiples as well as the historical multiples for the equity valuations of broader firms are considered. Given the previous finding that forward earnings multiple presents the highest valuation accuracy among the valuation multiples, it is further investigated whether the composite approach using forward earnings multiple and historical multiples can improve the valuation accuracy of the simple multiple valuation using a forward earnings multiple. In addition, the potential problem of selection bias in the previous study is addressed, which examines only the equity valuations in the tax court.

(Yong Keun Yoo, (2006) "The valuation accuracy of equity valuation using a combination of multiples", Review of Accounting and Finance, Vol. 5 Iss: 2, pp.108 - 123)



 

 

 

 

Austrian Economics Wiki



101 articles on Austrian Economics Wiki!

The Austrian School of Economics derives its name from its Austrian founders and early supporters. Members of this school approach economics as an a priori system like logic or mathematics, not as an empirical science like physics. They strive to discover axioms of the science of human action (called "praxeology") and deduce further truths. Some of these axioms are: 

  • humans act purposefully;
  • humans prefer more of a good to less;
  • humans prefer to receive a good sooner rather than later; and
  • each party to a trade benefits ex ante.

There is much more. This wiki attempts to create an easily accessible and well documented overview of the Austrian School. Please help to make it grow. 












What is Austrian Economics?



This is an essay by Ludwig von Mises Institute:

The story of the Austrian School begins in the fifteenth century, when the followers of St. Thomas Aquinas, writing and teaching at the University of Salamanca in Spain, sought to explain the full range of human action and social organization.

These Late Scholastics observed the existence of economic law, inexorable forces of cause and effect that operate very much as other natural laws. Over the course of several generations, they discovered and explained the laws of supply and demand, the cause of inflation, the operation of foreign exchange rates, and the subjective nature of economic value--all reasons Joseph Schumpeter celebrated them as the first real economists.

The Late Scholastics were advocates of property rights and the freedom to contract and trade. They celebrated the contribution of business to society, while doggedly opposing taxes, price controls, and regulations that inhibited enterprise. As moral theologians, they urged governments to obey ethical strictures against theft and murder. And they lived up to Ludwig von Mises's rule: the first job of an economist is to tell governments what they cannot do.

The first general treatise on economics, Essay on the Nature of Commerce, was written in 1730 by Richard Cantillon, a man schooled in the scholastic tradition. Born in Ireland, he emigrated to France. He saw economics as an independent area of investigation, and explained the formation of prices using the "thought experiment." He understood the market as an entrepreneurial process, and held to an Austrian theory of money creation: that it enters the economy in a step-by-step fashion, disrupting prices along the way.

Cantillon was followed by Anne Robert Jacques Turgot, the pro-market French aristocrat and finance minister under the ancien regime. His economic writings were few but profound. His paper "Value and Money" spelled out the origins of money, and the nature of economic choice: that it reflects the subjective rankings of an individual's preferences. Turgot solved the famous diamond-water paradox that baffled later classical economists, articulated the law of diminishing returns, and criticized usury laws (a sticking point with the Late Scholastics). He favored a classical liberal approach to economic policy, recommending a repeal of all special privileges granted to government-connected industries.

Turgot was the intellectual father of a long line of great French economists of the eighteenth and nineteenth century, most prominently Jean Baptiste Say and Claude-Frederic Bastiat. Say was the first economist to think deeply about economic method. He realized that economics is not about the amassing of data, but rather about the verbal elucidation of universal facts (for example, wants are unlimited, means are scarce) and their logical implications.

Say discovered the productivity theory of resource pricing, the role of capital in the division of labor, and "Say's Law": there can never be sustained "overproduction" or "underconsumption" on the free market if prices are allowed to adjust. He was a defender of laissez-faire and the industrial revolution, as was Bastiat. As a free-market journalist, Bastiat also argued that nonmaterial services are subject to the same economic laws as material goods. In one of his many economic allegories, Bastiat spelled out the "broken-window fallacy" later popularized by Henry Hazlitt.

Despite the theoretical sophistication of this developing pre-Austrian tradition, the British school of the late eighteenth and early nineteenth centuries won the day, mostly for political reasons. This British tradition (based on the objective-cost and labor-productivity theory of value) ultimately led to the rise of the Marxist doctrine of capitalist exploitation.

he dominant British tradition received its first serious challenge in many years when Carl Menger's Principles of Economics was published in 1871. Menger, the founder of the Austrian School proper, resurrected the Scholastic-French approach to economics, and put it on firmer ground.

Together with the contemporaneous writings of Leon Walras and Stanley Jevons, Menger spelled out the subjective basis of economic value, and fully explained, for the first time, the theory of marginal utility (the greater the number of units of a good that an individual possesses, the less he will value any given unit). In addition, Menger showed how money originates in a free market when the most marketable commodity is desired, not for consumption, but for use in trading for other goods.

Menger's book was a pillar of the "marginalist revolution" in the history of economic science. When Mises said it "made an economist" out of him, he was not only referring to Menger's theory of money and prices, but also his approach to the discipline itself. Like his predecessors in the tradition, Menger was a classical liberal and methodological individualist, viewing economics as the science of individual choice. His Investigations, which came out twelve years later, battled the German Historical School, which rejected theory and saw economics as the accumulation of data in service of the state.

As professor of economics at the University of Vienna, and then tutor to the young but ill-fated Crown Prince Rudolf of the House of Habsburg, Menger restored economics as the science of human action based on deductive logic, and prepared the way for later theorists to counter the influence of socialist thought. Indeed, his student Friederich von Wieser strongly influenced Friedrich von Hayek's later writings. Menger's work remains an excellent introduction to the economic way of thinking. At some level, every Austrian since has seen himself as a student of Menger.

Menger's admirer and follower at the University of Innsbruck, Eugen von Boehm-Bawerk, took Menger's exposition, reformulated it, and applied it to a host of new problems involving value, price, capital, and interest. His History and Critique of Interest Theories, appearing in 1884, is a sweeping account of fallacies in the history of thought and a firm defense of the idea that the interest rate is not an artificial construct but an inherent part of the market. It reflects the universal fact of "time preference," the tendency of people to prefer satisfaction of wants sooner rather than later (a theory later expanded and defended by Frank Fetter).

Boehm-Bawerk's Positive Theory of Capital demonstrated that the normal rate of business profit is the interest rate. Capitalists save money, pay laborers, and wait until the final product is sold to receive profit. In addition, he demonstrated that capital is not homogeneous but an intricate and diverse structure that has a time dimension. A growing economy is not just a consequence of increased capital investment, but also of longer and longer processes of production.

Boehm-Bawerk engaged in a prolonged battle with the Marxists over the exploitation theory of capital, and refuted the socialist doctrine of capital and wages long before the communists came to power in Russia. Boehm-Bawerk also conducted a seminar that would later become the model for Mises's own Vienna seminar.

Boehm-Bawerk favored policies that deferred to the ever-present reality of economic law. He regarded interventionism as an attack on market economic forces that cannot succeed in the long run. In the last years of the Habsburg monarchy, he three times served as finance minister, fighting for balanced budgets, sound money and the gold standard, free trade, and the repeal of export subsidies and other monopoly privileges.

It was his research and writing that solidified the status of the Austrian School as a unified way of looking at economic problems, and set the stage for the School to make huge inroads in the English-speaking world. But one area where Boehm-Bawerk had not elaborated on the analysis of Menger was money, the institutional intersection of the "micro" and "macro" approach. A young Mises, economic advisor to the Austrian Chamber of Commerce, took on the challenge.

 The result of Mises's research was The Theory of Money and Credit, published in 1912. He spelled out how the theory of marginal utility applies to money, and laid out his "regression theorem," showing that money not only originates in the market, but must always do so. Drawing on the British Currency School, Knut Wicksell's theory of interest rates, and Boehm-Bawerk's theory of the structure of production, Mises presented the broad outline of the Austrian theory of the business cycle. A year later, Mises was appointed to the faculty of the University of Vienna, and Boehm-Bawerk's seminar spent a full two semesters debating Mises's book.

Mises's career was interrupted for four years by World War I. He spent three of those years as an artillery officer, and one as a staff officer in economic intelligence. At war's end, he published Nation, State, and Economy (1919), arguing on behalf of the economic and cultural freedoms of minorities in the now-shattered empire, and spelling out a theory of the economics of war. Meanwhile, Mises's monetary theory received attention in the U.S. through the work of Benjamin M. Anderson, Jr., an economist at Chase National Bank. (Mises's book was panned by John Maynard Keynes, who later admitted he could not read German.)

In the political chaos after the war, the main theoretician of the now-socialist Austrian government was Marxist Otto Bauer. Knowing Bauer from the Boehm-Bawerk seminar, Mises explained economics to him night after night, eventually convincing him to back away from Bolshevik-style policies. The Austrian socialists never forgave Mises for this, waging war against him in academic politics and successfully preventing him from getting a paid professorship at the university.

Undeterred, Mises turned to the problem of socialism itself, writing a blockbuster essay in 1921, which he turned into the book Socialism over the next two years. Socialism permits no private property or exchange in capital goods, and thus no way for resources to find their most highly valued use. Socialism, Mises predicted, would result in utter chaos and the end of civilization.

Mises challenged the socialists to explain, in economic terms, precisely how their system would work, a task which the socialists had heretofore avoided. The debate between the Austrians and the socialists continued for the next decade and beyond, and, until the collapse of world socialism in 1989, academics had long thought that the debate was resolved in favor of the socialists.

Meanwhile, Mises's arguments on behalf of the free market attracted a group of converts from the socialist cause, including Hayek, Wilhelm Roepke, and Lionel Robbins. Mises began holding a private seminar in his offices at the Chamber of Commerce that was attended by Fritz Machlup, Oskar Morgenstern, Gottfried von Haberler, Alfred Schutz, Richard von Strigl, Eric Voegelin, Paul Rosenstein-Rodan, and many other intellectuals from all over Europe.

Also during the 1920s and 30s, Mises was battling on two other academic fronts. He delivered the decisive blow to the German Historical School with a series of essays in defense of the deductive method in economics, which he would later call praxeology or the logic of action. He also founded the Austrian Institute for Business Cycle Research, and put his student Hayek in charge of it.

During these years, Hayek and Mises authored many studies on the business cycle, warned of the danger of credit expansion, and predicted the coming currency crisis. This work was cited by the Nobel Prize committee in 1974 when Hayek received the award for economics. Working in England and America, Hayek later became a prime opponent of Keynesian economics with books on exchange rates, capital theory, and monetary reform. His popular book Road to Serfdom helped revive the classical liberal movement in America after the New Deal and World War II. And his series Law, Legislation, and Liberty elaborated on the Late Scholastic approach to law, and applied it to criticize egalitarianism and nostrums like social justice.

In the late 1930s, after suffering from the worldwide depression, Austria was threatened by a Nazi takeover. Hayek had already left for London in 1931 at Mises's urging, and in 1934, Mises himself moved to Geneva to teach and write at the International Institute for Graduate Studies, later emigrating to the United States. Knowing Mises as the sworn enemy of national socialism, the Nazis confiscated Mises's papers from his apartment and hid them for the duration of the war. Ironically, it was Mises's ideas, filtered through the work of Roepke and the statesmanship of Ludwig Erhard, that led to Germany's postwar economic reforms and rebuilt the country. Then, in 1992, Austrian archivists discovered Mises's stolen Vienna papers in a reopened archive in Moscow.

While in Geneva, Mises's wrote his masterwork, Nationalokonomie, and, after coming to the United States, revised and expanded it into Human Action, which appeared in 1949. His student Murray N. Rothbard called it "Mises's greatest achievement and one of the finest products of the human mind in our century. It is economics made whole." The appearance of this work was the hinge of the whole history of the Austrian School, and it remains the economic treatise that defines the School. Even so, it was not well received in the economics profession, which had already made a decisive turn towards Keynesian.

Though Mises never held the paid academic post he deserved, he gathered students around him at New York University, just as he had in Vienna. Even before Mises emigrated, journalist Henry Hazlitt had become his most prominent champion, reviewing his books in the New York Times and Newsweek, and popularizing his ideas in such classics as Economics in One Lesson. Yet Hazlitt made his own contributions to the Austrian School. He wrote a line-by-line critique of Keynes's General Theory, defended the writings of Say, and restored him to a central place in Austrian macroeconomic theory. Hazlitt followed Mises's example of intransigent adherence to principle, and as a result was pushed out of four high-profile positions in the journalistic world.

Mises's New York seminar continued until two years before his death in 1973. During those years, Rothbard was his student. Indeed, Rothbard's Man, Economy, and State (1963) was patterned after Human Action, and in some areas--monopoly theory, utility and welfare, and the theory of the state--tightened and strengthened Mises's own views. Rothbard's approach to the Austrian School followed directly in the line of Late Scholastic thought by applying economic science within a framework of a natural-rights theory of property. What resulted was a full-fledged defense of a capitalistic and stateless social order, based on property and freedom of association and contract.

Rothbard followed his economic treatise with an investigation of the great depression, which applied Austrian business cycle theory to show that the stock market crash and economic downturn was attributable to a prior bank credit expansion. Then in a series of studies on government policy, he established the theoretical framework for examining the effects of all types of intervention in the market.

In his later years, Mises saw the beginnings of the revival of the Austrian School that dates from the appearance of Man, Economy, and State and continues to this day. It was Rothbard who firmly established the Austrian School and classical liberal doctrine in the U.S., especially with Conceived in Liberty, his four-volume history of colonial America and the secession from Britain. The reunion of natural-rights theory and the Austrian School came in his philosophical work, The Ethics of Liberty, all while he was writing a series of scholarly economic pieces gathered in the two-volume Logic of Action, published in Edward Elgar's "Economists of the Century" series.

These seminal works serve as the crucial link between the Mises-Hayek generation and the Austrians now working to expand the tradition. Indeed, without Rothbard's willingness to defy the intellectual trends of his time, progress in the Austrian School tradition might have come to a halt. As it was, his wide and deep scholarship, cheerful personality, encyclopedic knowledge, and optimistic outlook inspired countless students to turn their attention to the cause of liberty.

Though Austrians are now in a more prominent position than at any point since the 1930s, Rothbard, like Mises before him, was not well treated by academia. Although he held a chair in his later years at the University of Nevada, Las Vegas, he never taught in a capacity that permitted him to direct dissertations. Nonetheless, he managed to recruit a large, active, and interdisciplinary following for the Austrian School.

The founding of the Ludwig von Mises Institute in 1982, with the aid of Margit von Mises as well as Hayek and Hazlitt, provided a range of new opportunities for both Rothbard and the Austrian School. Through a steady stream of academic conferences, instructional seminars, books, monographs, newsletters, studies, and even films, Rothbard and the Mises Institute carried the Austrian School forward into the post-socialist age.

The first issue of the Rothbard-edited Review of Austrian Economics appeared in 1987, became a semiannual in 1991, and becomes a quarterly in 1998, The Quarterly Journal of Austrian Economics. The Mises Institute's instructional summer school has been held every year since 1984. For many of these years, Rothbard presented his research into the history of economic thought. This culminated in his two-volume An Austrian Perspective on the History of Economic Thought, which broadens the history of the discipline to encompass centuries of writing.

Through the Mises Institute's student fellowships, study guides, bibliographies, and conferences, the Austrian School has permeated, at some level, virtually every department of economics and the social sciences in America, and in many foreign countries as well. The annual Austrian Scholars Conference at Auburn University attracts scholars from around the world to discuss, debate, and apply the entire Austrian tradition.

The fascinating history of this great body of thought, through all its ebbs and flows, is the story of how great minds can advance science and oppose evil with creativity and courage. Now the Austrian School enters a new millennium as the intellectual standard bearer for the free society. That it does so is thanks to the heroic and brilliant minds that make up the family history of the School, and to those who are carrying that legacy forward with the Ludwig von Mises Institute.

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All subjects covered here are discussed in greater detail in the massive literature of the Austrian School. The Study Guide is a good beginning. The catalog also features a foundational library.















Das Multiplikatorverfahren der Unternehmensbewertung verletzt Humes Gesetz

 
 

Multiplikatorverfahren zur relativen Bewertung
am Kapitalmarkt haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ihr Grundprinzip, das auf dem "Law of one Price" beruht, ist allerdings alt. SCHMALENBACH hat bereits 1949 in seinem Werk "Beteiligungsfinanzierung" dieses Prinzip ausführlich als "Leistungseinheitswertmethode" beschrieben. Im Multiplikatorverfahren wird der Marktwert eines Unternehmens aus den Marktpreisen vergleichbarer Unternehmen gewonnen. Damit folgt es einer Systematik, die sich von den zahlungsstromorientierten Verfahren auf den ersten Blick grundsätzlich unterscheidet. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch: Die Verwendung eines Multiplikators bedeutet nicht, dass jemand bereit ist, einen Preis für eine Gewinn- oder Umsatzgröße zu bezahlen. 
 
Dass der präsumtive Käufer eines Unternehmens nicht bereit ist, einen Preis für eine Gewinn- oder Umsatzgröße zu bezahlen, ist im Grunde darauf zurückzuführen, dass es sich bei der Anwendung der Multiplikatorverfahren der Unternehmensbewertung um einen logisch unzulässigen Übergang vom Ist zum Soll handelt:
 
HUMES Gesetz
Aus deskriptiven Aussagen können keine präskriptiven Aussagen abgeleitet werden.

Der schottische Philosoph David HUME hat als erster ausdrücklich und mit großer Klarheit auf diesen Zusammenhang hingewiesen. 

HUMEs Gesetz wird in der modernen philosophischen und wissenschaftstheoretischen Diskussion häufig mit dem "naturalistischen Fehlschluss" gleichgesetzt. Der Begriff "Naturalistic Fallacy" wurde von George E. Moore in seinem 1903 veröffentlichten Werk "Principia Ethica" (Cambridge) geprägt. "Principia Ethica" wird mit dem folgenden Zitat eröffnet:
 
"Everything is what it is, and not another thing" (Bishop Joseph Butler).

Auch der Einteilung der Wissenschaften in Natur- und Geisteswissenschaften, die auf den Neukantianismus zurückgeht, liegt die Differenz zwischen Tatsachen und Werten zugrunde.

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Multiplikatorverfahren in der Unternehmensbewertung

 

 

 




 
 
 

Montag, 9. August 2010

Wer sollte die Finanzstabilität schützen?



Robert J. Shiller:

NEW HAVEN – Die Zentralbanker der Welt hatten die aktuelle Finanzkrise vor ihrem Beginn 2007 nicht kommen sehen. Martin Čihák vom Internationalen Währungsfonds berichtete im Juli 2007, dass von 47 Banken, die Berichte zur Finanzstabilität veröffentlichen, „nahezu alle“ in ihren jüngsten Berichten die „Lage des Finanzsystems in ihrem Land insgesamt positiv“ beurteilten.



Robert Shiller, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und Chefökonom von MacroMarkets LLC.


Und dennoch: Obwohl diese Zentralbanken uns vor der Krise im Stich gelassen haben, sollten sie trotzdem die führende Rolle beim Verhindern der nächsten Krise übernehmen. Zu diesem vielleicht nicht ganz eingängigen Schluss kommt die Squam Lake Group [http://squamlakegroup.org/], eine Expertenkommission aus 15 Finanzwissenschaftlern, der ich angehöre, in ihrem jüngst veröffentlichten Bericht, Fixing the Financial System (in engl. Sprache)



Copyright: Project Syndicate 2010
www. project-syndicate.org
Aus dem Englischen von Anke Püttmann


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Animal Spirits und Rückkopplungsschleifen an den Finanzmärkten


Donnerstag, 5. August 2010

Erbschaftsteuerreform und Unternehmensbewertung



Michael OLBRICH, Direktor des Instituts für Wirtschaftsprüfung an der Universität des Saarlandes, hat am 18. Juni 2010 gemeinsam mit Christoph HARES und Alexander PAULY einen wegweisenden Aufsatz zur

Erbschaftsteuerreform und Unternehmensbewertung

(DStR 24 / 2010, S. 1250-1256)
veröffentlicht.

Zu den Hintergründen der Erbschaftsteuerreform:

Jahrzehntelang wurden Betriebsvermögen im Regelfall deutlich geringer bewertet, als es ihrem Verkehrswert entsprach, während Finanzanlagen mit ihrem Kurs- oder Nominalwert in die Bemessungsgrundlage eingingen. Das Bundesverfassungsgericht hatte dies mit seinem Beschluss vom 7. November 2006 für verfassungswidrig erklärt und eine Neuregelung bis Ende 2008 vorgeschrieben. Die neuen Regelungen der Erbschaft- und Schenkungsteuer sind seit 1. Januar 2009 wirksam.


Welche wesentlichen verfassungsrechtlichen Anforderungen waren an das neue Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht  zu stellen? Im Steuerrecht ist die Verteilungsgerechtigkeit oberstes Ziel. Dieses Gebot der Gerechtigkeit entspringt der Moralphilosophie. Die Unterscheidung zwischen Verteilungsgerechtigkeit und Austauschgerechtigkeit wird auf ARISTOTELES zurückgeführt (Tipke: StuW 2007, S. 201, 203).  Verteilungsgerechtigkeit ist aber zunächst eine Leerformel und bedarf deshalb eines Maßstabs. 

Bei der Umsetzung der Verteilungsgerechtigkeit ist der allgemeine Gleichheitssatz maßgebend, wonach wesentlich Gleiches gleich und wesentlich Ungleiches ungleich zu behandeln ist. Für das Steuerrecht bedeutet dies, dass die Steuerlast an der finanziellen Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen auszurichten ist.  


Das Prinzip der Leistungsfähigkeit wird im Steuerrecht als ein sachgerechter Vergleichsmaßstab für den allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG anerkannt. Dieses Leistungsfähigkeitsprinzip geht auf Art. 134 der Weimarer Verfassung (WRV) zurück, der besagt, dass alle Bürger ohne Unterschied im Verhältnis ihrer Mittel zu allen öffentlichen Lasten nach Maßgabe der Gesetze beitragen. 


Im Kontext der Bewertung eines ererbten Unternehmens ist es wichtig, zu verstehen, dass die Erbschaftsteuer eine Erbanfallsteuer ist, die nicht den Nachlass als solchen besteuert, sondern die individuelle Bereicherung des Erbempfängers. Es erfolgt also keine Besteuerung der Substanz, die dem Nachlass des Erblassers entspricht, sondern eine Besteuerung des Einkommens des Erben (Birnbaum: Leistungsfähigkeitsprinzip und ErbStG, 2007, S. 37 / Tipke: Die Steuerrechtsordnung II, 2000, S. 872 / Seer: StuW, 2005, S. 353, 357).


Die Erbschaftsteuer wird durch die anfallende Bereicherung, die eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nach sich zieht, gerechtfertigt, knüpft an das Leistungsfähigkeitsprinzip an und wird dadurch der Leitlinie gerecht, die sich aus dem allgemeinen Gleichheitssatz ergibt.



OLBRICH et. al. weisen den steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen den  rechten Weg, um nach der zum 1. Januar 2009 in Kraft getretenen Erbschaftsteuerreform den Verkehrswert von Unternehmen mit betriebswirtschaftlichen Methoden zu ermitteln. Die von den Autoren für nicht börsennotierte Gesellschaften vorgeschlagene Anwendung der Entscheidungsfunktion der funktionalen Bewertungstheorie ist deshalb als der rechte Weg zu bezeichnen, weil sie das vom Gesetzgeber nolens volens erzeugte Spannungsfeld zwischen den Erfordernissen, dem Unternehmen einen "gemeinen Wert" beizulegen und die "Einzelfallgerechtigkeit der Besteuerung" zu bewahren, gut auflösen. Dabei konkretisieren sie den allgemeinen Begriff der "Einzelfallgerechtigkeit" durch die Maßgabe der individuellen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen.

Der Aufsatz besteht aus zwei Hauptteilen.


Teil 1: Ermittlung einer Bemessungsgrundlage für die Schenkungs- und Erbschaftsteuer aus Sicht der funktionalen Bewertungstheorie

OLBRICH et. al. schlagen  aus guten Gründen eine individualisierte Form der Unternehmensbewertung vor, während andere Autoren - wie selbstverständlich  - mit dem Anspruch der Objektivierung des Unternehmenswerts die Anwendung einer marktwertorientierten Unternehmensbewertung (DCF - Verfahren) unterstellen, bei der Wert und Preis eines Unternehmens entgegen jeder Erfahrung kurzerhand in Übereinstimmung gebracht werden,  beispielsweise


Die Befürworter einer marktwertorientierten Unternehmensbewertung stützen sich vermutlich darauf, dass nach der Erbschaftsteuerreform dem zu bewertenden Unternehmen der "gemeine Wert" beizulegen ist. 

Nach der Legaldefinition des § 9 Abs. 2 BewG

wird der gemeine Wert durch den Preis bestimmt,  der im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des Wirtschaftsgutes bei einer Veräußerung zu erzielen wäre. Dabei sind alle Umstände, die den Preis beeinflussen, zu berücksichtigen. Ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse sind nicht zu berücksichtigen.


Als solche persönlichen Verhältnisse führt § 9 Abs. 3 BewG Verfügungsbeschränkungen, insbesondere aufgrund letzwilliger Anordnungen, an. 


Diese Legaldefinition des gemeinen Werts erzeugt  als vom Gesetzgeber verlangter Maßstab einer  korrekten betriebswirtschaftlichen Unternehmensbewertung erhebliche Widersprüche und andere Probleme:


  • Der Gesetzgeber lässt sich von der Annahme leiten, dass der Wert eines Unternehmens und der dafür zu zahlende Preis in der Regel übereinstimmen. In der Praxis trifft dies jedoch fast nie zu. Der berühmte Investor Warren Buffet hat dieses Phänomen einmal mit dem Ausspruch umschrieben: Price is what you pay, value is what you get.  Die in der Mergers- & Acquisitionsbranche bekannten Begriffe "Lucky Buy" bzw. "Bad Buy" zeugen ebenso von der Tatsache, dass  Wert und Preis eines Unternehmens streng auseinander zu halten sind.

  • Ein zu bewertendes Unternehmen ist ein "nicht - marktgängiges" Wirtschaftsgut. Da Unternehmen einmalige, in höchstem Maße heterogene Güter sind, werden sie nicht in der Weise gehandelt, dass es einen breiten "Unternehmensmarkt" gäbe. Die Marktform für die Preisbildung beim Verkauf eines Unternehmens ist in aller Regel die des bilateralen Monopols oder des Monopols - Oligopsons, bei denen der Preis indeterminiert ist. In einer derartigen Situation kann als Wert des Unternehmens nicht der "Marktpreis" als Maßstab herangezogen werden, vielmehr muss der Unternehmenswert durch einen besonderen Kalkül berechnet werden.
Die Reformer der Erbschaft- und Schenkungsteuer mussten trotzdem nolens volens einen "gemeinen Wert" verlangen, weil diese Orientierung vom Bundesverfassungsgericht vorgegeben worden ist.


Außerdem darf nicht außer acht gelassen werden, dass die Besteuerung eines Steuerpflichtigen, der ein Unternehmen geerbt hat, ein höchst individueller Vorgang ist, bei dem die so genannte "Einzelfallgerechtigkeit" zu wahren ist. Es liegt auf der Hand, dass der Gesetzgeber gar nicht dazu in der Lage sein kann, diese Einzelfallgerechtigkeit selbst herzustellen, sondern auf eine "billige" Auslegung des "Rechts" durch den Anwender angewiesen ist. Das war bereits ARISTOTELES klar, als er schrieb:

Recht und Billigkeit sind im Grund das Gleiche, und obwohl beide vortrefflich und gut sind, ist doch die Billigkeit das Bessere. Das Problem rührt nur daher, dass die Billigkeit zwar ein Recht ist, aber nicht im Sinne des gesetzten Rechts, sondern als eine Korrektur desselben. Das hat darin seinen Grund, dass jedes Gesetz allgemein gehalten ist und in mancher Hinsicht treffende Bestimmungen durch ein allgemeines Gesetz sich nicht geben lassen. Wo nun eine allgemeine Bestimmung zu treffen ist, ohne dass sie völlig richtig sein kann, da zielt das Gesetz auf die Mehrheit der Fälle, ohne sich über den Mangel dieses Verfahrens im unklaren zu sein. Dennoch ist dieses Verfahren richtig. Denn der Fehler liegt weder am Gesetz noch am Gesetzgeber, sondern in der Natur der Sache. Wenn nun das Gesetz eine allgemeine Bestimmung trifft und in diesem Umkreis ein Fall vorkommt, der durch die allgemeine Bestimmung nicht erfasst wird, so ist es ganz in Ordnung, an der Stelle, wo uns der Gesetzgeber im Stiche lässt und durch seine vereinfachende Bestimmung einen Fehler verursacht hat, das Versäumnis im Sinne des Gesetzgebers selbst zu berichtigen: So wie er selbst die Bestimmung getroffen hätte, wenn er im Lande gewesen wäre und wie er sie, wenn ihm der Fall bewusst geworden wäre, in sein Gesetz aufgenommen hätte.

(Aristoteles: Nikomachische Ethik, V. 14 = 1137b).

Die Billigkeit ist ein die Gerechtigkeit präzisierender Gedanke; sie ist das notwendige Tor zur Interpretation, zur Zumutbarkeit, zu richterlichem Ermessen und zu allen anderen juristischen Mitteln, die sich um Einzelfallgerechtigkeit, also um "jedem das Seine", bemühen. Daran hat sich seit ARISTOTELES nichts geändert.

Ein eindeutiger Fingerzeig des Gesetzgebers zur  billigen Auslegung des neuen Rechts der Erbschaft- und Schenkungsteuer ist in dem von OLBRICH et. al. in ihrem Aufsatz zitierten Wortlaut  des Bewertungsgesetzes zu sehen:

Wie bereits oben angeführt, verlangt § 11 Abs. 2 Satz 2 BewG, bei der Bewertung des vererbten oder verschenkten Unternehmens "die Methode anzuwenden, die ein Erwerber der Bemessung des Kaufpreises zu Grunde legen würde". Der Wortlaut der Vorschrift macht deutlich, dass der Gesetzgeber dabei eine Bewertung des Unternehmens im Sinne der Entscheidungsfunktion der funktionalen Bewertungstheorie anstrebt. 

...


(OLBRICH / HARES / PAULY, a.a.O., S. 1250, Abschnitt 2.1)

Der Schlussfolgerung von OLBRICH et. al., wonach die Entscheidungsfunktion der funktionalen Unternehmensbewertung anzuwenden ist, ist zuzustimmen, zumal in der funktionalen Bewertungslehre die Ermittlung von Besteuerungsgrundlagen zu den explizit genannten Nebenfunktionen zählt (s. Kußmaul / Pfirmann / Hell / Meyering, in: BB 2008, S. 472, 474).


Die Frage nach der betriebswirtschaftlich richtigen Bewertungsmethode ist von großer Bedeutung. Durch die allgemeine Regelung des Wertmaßstabs im Bewertungsgesetz erlangt die Neuregelung auch für Bewertungsfälle in anderen Steuerarten fundamentale Bedeutung. Beispielsweise für Zwecke der Einkommensteuer im Fall der Einlage von Beteiligungen. 


Nach ihrer Festlegung auf die Entscheidungsfunktion der funktionalen Unternehmensbewertung gehen OLBRICH et. al. ausführlich auf den investitionstheoretischen Rahmen und erbschaftsbedingte Besonderheiten ein. In diesem Abschnitt widmen sich die Autoren der wichtigen Abschätzung der Zahlungsüberschüsse:


Im betrachteten Fall der Bewertung verschenkter bzw. vererbter Unternehmen ist bei der Abschätzung der Zahlungsüberschüsse zu beachten, dass diese von der spezifischen Position, die der Steuerpflichtige im Zuge der Schenkung / Vererbung einnimmt, abhängen. Im Folgenden werden daher die denkbaren Fälle seiner Position (die im Grunde Teil seines Entscheidungsfelds ist) unterschieden. Darauf aufbauend wird hergeleitet, welche Konsequenzen sie für die Bewertung haben. Die Ausführungen erfolgen am Beispiel vererbter GmbH - Anteile.
(OLBRICH / HARES / PAULY, a.a.O., S. 1251, Abschnitt 2.2)


Die von OLBRICH et. al. gemachten Ausführungen zur Abschätzung der Zahlungsüberschüsse sind nicht nur wegen der erbschaftsbedingten Besonderheiten überaus wichtig, sondern auch,  weil sie die Bedeutung einer sorgfältigen Planung von Zahlungsüberschüssen für das Bewertungsresultat ins Bewußtsein des Lesers heben.



Teil 2: Steuerpraktische Konsequenzen einer betriebswirtschaftlichen Wertfindung

Im alten Erbschaftsteuerrecht war das Betriebsvermögen die Bemessungsgrundlage für die Erbschaftsteuer. Es wurde auf Basis einer Steuerbilanz ermittelt, die dem Finanzamt vorzulegen war.


Im neuen Recht dient der Unternemenswert als Bemessungsgrundlage, der durch den Entscheidungswert der funktionalen Unternehmensbewertung dargestellt wird. Der Steuerpflichtige ist jedoch nicht dazu gezwungen, dem Finanzamt den tatsächlichen Entscheidungswert mitzuteilen.

Diese neue Hermetik gegenüber den Finanzbehörden erlaubt  es dem Steuerpflichtigen,  einen "Argumentationswert" zu kommunizieren, der selbstverständlich unterhalb des tatsächlichen Entscheidungswerts liegt.

Exkurs Argumentationswert:

Der Argumentationswert ist das Ergebnis einer Unternehmensbewertung im Sinne der Argumentationsfunktion. Er ist ein Instrument zur Beeinflussung des Verhandlungspartners, um für den Argumentierenden eine möglichst günstige Konfliktlösung zu erzielen. Der Argumentationswert ist ein parteiischer Wert und läßt sich ohne Kenntnis des eigenen Entscheidungswertes und ohne Vermutungen über den gegnerischen Entscheidungswert nicht sinnvoll bestimmen. Denn erst die relevanten Entscheidungswerte ermöglichen einer Partei eine Aussage, welche Verhandlungsresultate mit rationaler Handlungsweise vereinbar und mittels eines sinnvollen Argumentationswertes anzustreben sind.

(Matschke, Manfred Jürgen / Brösel, Gerrit: Grundzüge der funktionalen Unternehmensbewertung, in: Diskussionspapier 03/2008, ERNST-MORITZ-ARNDT-UNIVERSITÄT GREIFSWALD, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, S. 14)



OLBRICH et. al.:

Mit Hilfe derartiger Wertgrößen versucht der Erbe, sich argumentative Vorteile in der Auseinandersetzung zu schaffen. Zielsetzung des Steuerpflichtigen ist es dabei, sich schlussendlich mit dem Fiskus auf einen Arbitriumwert - im Sinne eines Kompromisses - zu einigen, der möglichst niedrig und kleiner als sein Entscheidungswert ist, um so die Bemessungsgrundlage und damit die Höhe der Steuer möglichst gering zu halten.

(OLBRICH / HARES / PAULY, a.a.O., S. 1252, Abschnitt 3.1)
 
Dabei profitiert der Steuerpflichtige davon, dass der Arbitriumwert, ebenso wie der Argumentationswert und der Entscheidungswert zur funktionalen Unternehmensbewertung gehört. Der Bewerter bewegt sich als Berater des Steuerpflichtigen also bei jedem seiner Schritte innerhalb des selben Theoriegebäudes.
 
Exkurs Arbitriumwert:

Der Arbitriumwert ist hingegen das Ergebnis der Unternehmensbewertung im Rahmen der Vermittlungsfunktion und soll eine Einigung zwischen den Konfliktparteien über die Bedingungen der Eigentumsänderung des zu bewertenden Unternehmens erleichtern oder bewirken. Er ist ein vom unparteiischen Gutachter vorgeschlagener Wert, auf dessen Basis der Gutachter als Vermittler eine Konfliktlösung für möglich hält. Der Arbitriumwert ist als ein Kompromiß aufzufassen, der für die beteiligten Parteien zumutbar ist, weil er die Entscheidungswerte der beteiligten Konfliktparteien nicht verletzt, und der ihre Interessen angemessen wahrt.

(Matschke, Manfred Jürgen / Brösel, Gerrit: a.a.O., S. 14)


Trotz Hinwendung des Steuerrechts zu einer betriebswirtschaftlichen Bewertung ist im steuerlichen Massenverfahren die Anwendung von Typisierungen geboten. OLBRICH et. al. diskutieren die Typisierungen des "vereinfachten Ertragswertverfahrens" und die Typisierungen der "Discounted Cash Flow" - Verfahren im Spannungsfeld zwischen Praktikabilität und Leistungsfähigkeitsprinzip. 

Abschließend gehen die Autoren auf Literaturmeinungen ein, die zur Lösung des Bewertungsproblems für eine weitgehend freie Verfahrenswahl durch den Steuerpflichtigen plädieren. 


OLBRICH / HARES / PAULY fassen ihren Aufsatz "Erbschaftsteuerreform und Unternehmensbewertung" thesenförmig zusammen:

  1. Der in § 11 Abs. 2 Satz 2 BewG vom Gesetzgeber gewünschte und dem Leistungsfähigkeitsprinzip genügende Wert zur Bestimmung der steuerlichen Bemessungsgrundlage ist der individuelle Entscheidungswert des Steuerpflichtigen. Er wird mit investitionstheoretischen Bewertungsmodellen, im Regelfall dem Zukunftserfolgswertverfahren, ermittelt. Die Abschätzung der Zahlungsüberschüsse muss dabei stets unter Beachtung der mit der Schenkung / Vererbung entstandenen individuellen Eigentümerstellung des Steuerpflichtigen erfolgen. Bei der Frage, ob dem Zukunftserfolgswertverfahren die Erfolge aus der Fortführung oder der Liquidation zugrundezulegen sind, muss die Wahl auf die ökonomisch vorteilhaftere Alternative fallen. Dies gilt auch dann, wenn sich der Steuerpflichtige aus außerökonomischen Gründen de facto gegen die ökonomisch vorteilhaftere Lösung entscheidet.

  2. Problematisch ist aus steuerpraktischer Sicht, dass der Steuerpflichtige dem Fiskus seinen Entscheidungswert nicht offenlegen, sondern ihm einen niedrigeren Argumentationswert als vermeintlichen Entscheidungswert kommunizieren wird. Es könnte dann zu einer zeit- und kostenintensiven Aufgabe der Finanzverwaltung und Finanzgerichtsbarkeit werden, derartige Argumentationswerte auf ihren ökonomischen Gehalt hin zu überprüfen. Insbesondere die Beurteilung der Überschussprognose, die der Steuerpflichtige der Unternehmensbewertung zugrundelegt, würde Behörden und Rechtsprechung dabei vor große Herausforderungen stellen.

  3. Auch die neue, betriebswirtschaftlich orientierte Bewertungsmethodik im Schenkungs- und Erbschaftsteuerrecht bedarf daher aus Praktikabilitätsgründen einer Typisierung. Von Seiten des Gesetzgebers wurde hierfür das "verinfachte Ertragswertverfahren" entworfen, von Seiten des Schrifttums wurden auch DCF - Methoden angeführt.

  4. Das vereinfachte Ertragswertverfahren gibt klare Bewertungsparameter vor und erhöht die praktische Umsetzbarkeit der Bewertung damit beträchtlich. Von Vorteil ist, dass es sich dabei um ein optionales, kein verpflichtendes Verfahren handelt. Sollte der aufgrund des vereinfachten Verfahrens ermittelte Unternehmenswert geringer als sein Entscheidungswert sein, wird der Steuerpflichtige das Rechenergebnis akzeptieren; sollte das Entscheidungswertkriterium verletzt werden, wird er hingegen auf einem stärkeren Subjektbezug der Bewertungsparameter bestehen.

  5. Die verbesserte Plausibilität aufgrund des vereinfachten Ertragswertverfahrens geht mit einer Verletzung des Leistungsfähigkeitsprinzips einher, wobei diese Verletzung stets zugunsten des Steuerpflichtigen ausfällt. Aufgrund der vom BVerfG konstatierten besonderen Schutzwürdigkeit des Steuerpflichtigen gegenüber dem Staat ist diese Verletzung jedoch nicht zu beanstanden.

  6. Die in Teilen des Schrifttums alternativ vorgeschlagene Typisierung auf Basis kapitalmarkttheoretischer DCF - Verfahren räumen große Bewertungsspielräume ein und stellen bloße "Scheintypisierungen" dar. Eine Anwendbarkeit der DCF - Methoden würde die Zahl möglicher Argumentationswerte folglich vergrößern, nicht reduzieren. Aus Sicht des Fiskus ist sie daher zu verneinen, aus Sicht des Steuerpflichtigen zu begrüßen.

  7. Auch die in der Gesetzesbegründung und Teilen der Literatur befürwortete Anwendbarkeit einer Vielfalt unterschiedlicher Bewertungsmethoden ist differenziert zu beurteilen. Sie ist - abgesehen von dem Spektrum investitionstheoretischer Verfahren (Partial-, Totalmodell) - vom Wortlaut des BewG strenggenommen nicht gedeckt, erhöht die Zahl der Bewertungsspielräume und der damit verbundenen Argumentationswerte des Steuerpflichtigen und ist aus Sicht des Fiskus daher ungeeignet. Aus Sicht des Erben bzw. Beschenkten stellt sie naturgemäß aufgrund eben dieser Spielräume hingegen die attraktivste aller Lösungen des steuerlichen Bewertungsproblems dar.

(OLBRICH / HARES / PAULY, a.a.O., S. 1251, Abschnitt 2.2)


Es ist zu hoffen, dass dieser bemerkenswerte Aufsatz von OLBRICH / HARES / PAULY  ein  lebhaftes Echo im Schrifttum der Betriebswirtschaft auslöst.




Blick Log feiert seinen 2. Geburtstag.


Daten - Kraken werden in Zeiten des Internets gefürchtet, so dass es sich der mündige Nutzer doppelt und dreifach überlegt, welche Informationen er diesem Moloch opfert. Das Wort Moloch ist die biblische Bezeichnung für Opferriten, die nach der Überlieferung die Opferung von Kindern durch Feuer vorsahen. Ganz so archaisch geht es heutzutage nicht mehr zu. Aber im übertragenen Sinne würden wohl viele Experten und Spezialisten zustimmen, wenn man das - zumeist in vielen Jahren organisch gewachsene - Wissen als ihr Kind betrachten würde. Das Teilen dieses Wissens, so wie es im Internet geschieht, kommt sehr wohl einer Opferung gleich.

Es ist also durchaus verständlich, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die diesen modernen Moloch praktizieren. Eine rühmliche  und zudem sympathische Ausnahme ist Dirk Elsner. In seinem Blick Log kombiniert er eigenes Erfahrungswissen und sein Urteilsvermögen mit der "Beute" einer unglaublich fleißigen Daten - Krake; und das täglich!

Sein Verhalten im Internet nimmt zuweilen Züge von Altruismus an, wenn er abends nach getaner Brotarbeit eine Vielzahl von Wirtschaftsblogs durchforstet, um die interessantesten Beiträge am nächsten Tag in seinem Blog an hervorgehobener Stelle zu nennen und zu verlinken. 

Blick Log sammelt und strukturiert Daten. Der Leser findet in den Kategorien

  • Management in rauen Zeiten,
  • Neue Finanzordnung,
  • Deutsche Wirtschaftsblogs,
  • Zukunft des Paid Content,
  • Finanz- und Wirtschaftskrise,

umfangreiches Datenmaterial, in der Regel aus Originalquellen.

Ein besonderes Augenmerk richtet Blick Log auf die Entwicklung des "Social Banking".


Blick Log hat gestern seinen 2. Geburtstag gefeiert.

"Valuation in Germany" bedankt sich herzlich für das enorme Engagement und wünscht sich noch viele gemeinsame Jahre voller Neugier und Schaffenskraft!!!