Freitag, 22. November 2013

Der richtige Preis ist eine Frage der Sichtweise

Die Badische Zeitung unterscheidet in ihrem allgemeinverständlich gehaltenen Artikel


Der richtige Preis ist eine Frage der Sichtweise

zwischen Wert und Preis des Unternehmens:


"Welchen Preis ein Unternehmen beim Verkauf von Anteilen hat, liegt letztlich am Betrachter. Zwei Parteien, der Käufer und der Verkäufer, müssen sich auf einen Preis einigen – der tatsächliche Wert des Unternehmens, das den Besitzer wechselt, bleibt dabei im Dunkeln. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es den einen Unternehmenswert gar nicht gibt.

Letztlich müssen Käufer sich also fragen, wie hoch der laufende Gewinn eines Unternehmens ist – und dann ausrechnen, wie viel Kapital sie benötigten, um mit einem vergleichbar riskanten Geschäft anderswo ebenso viel Gewinn zu erzielen, beziehungsweise, wie viel die erwarteten künftigen Gewinne gemessen am heutigen Kapitaleinsatz wert sind. Das ist dann der Ertragswert der Firma. Jedenfalls theoretisch. Denn praktisch liegen die Einschätzungen über die Ertragsperspektiven eines Unternehmens zwischen Käufer und Verkäufer oft auseinander. Zudem haben beide unterschiedlich gute Kenntnisse über das Innenleben des Unternehmens. Das erschwert die Sache für den Käufer – und deshalb ist er gut beraten, sich genau zu informieren." Weiter

Die Unterscheidung zwischen Wert und Preis ist von grosser Bedeutung.  Thomas HERING und Roland ROLLBERG:


Theorie und Praxis sollten aus der jüngsten Finanzkrise die Konsequenz ziehen, die Prinzipien der vermeintlich „objektiven“ angelsächsischen Wertlehre aufzugeben und sich stattdessen verstärkt dem Gedankengut der österreichischen Grenznutzenschule und der subjektiven deutschen Bewertungstheorie zuzuwenden. Durch eine derartige Umorientierung werden künftige Krisen zwar nicht ausgeschlossen, sie werden aber auch nicht durch lebensfremde Weltanschauungen und unvorsichtige Verhaltensweisen „angeheizt“ [auch im Folgenden 10].




Das Kernproblem der angelsächsischen Bewertungstheorie ist die realitätsferne Prämisse eines bei vollständiger Konkurrenz im Gleichgewicht befindlichen vollkommenen und vollständigen Marktes. Dies führt zu einer Gleichsetzung von Wert und Preis eines Gutes sowie zu unweigerlich daraus resultierenden betriebswirtschaftlichen Fehlentscheidungen.




In der Realität sind Finanz- und Realgütermärkte unvollkommene und unvollständige Märkte, auf denen der Preis eines Gutes nur im Ausnahmefall mit seinem individuellen Wert aus Sicht eines spezifischen Marktteilnehmers übereinstimmt. Betriebswirtschaftliches Handeln setzt deshalb stets eine subjektive Bewertung voraus, die sowohl die individuelle Zielsetzung als auch das individuelle Entscheidungsfeld des jeweiligen Bewerters explizit berücksichtigt. Eine Orientierung an subjektiven Entscheidungswerten statt an vermeintlich „objektiven“ Marktpreisen wirkt einem Krisen forcierenden gleichgerichteten „Marktverhalten“ weitgehend entgegen. Vollständiger Beitrag