In den attraktiven US – amerikanischen Küstenregionen kannten die Immobilienpreise jahrelang nur eine einzige Entwicklungsrichtung, aufwärts! Die erzielten Mieteinnahmen blieben dagegen auf einem normalen Niveau und rechtfertigten nicht derartige Preisanstiege. Als der Immobilienmarkt 2008 zusammenbrach war es wieder in aller Munde, das Wort von der „Blase“.
Es hat sich 2001 in unsere Gedächtnisse eingeprägt, als der Internet – Hype zu einer wahrhaften Blase bei den Preisen für börsennotierte Dotcom – Unternehmen führte. Deren Kurs – Gewinn – Verhältnisse erreichten astronomische Höhen. Selbst Unternehmen ohne jede Umsatztätigkeit erlangten mit ihren bloßen Ideen gewaltige Börsenkapitalisierungen. Als wäre auf der Welt Platz gewesen für ein ganzes Dutzend „Microsofts“. Die Hoffnungen auf ewige Kurssteigerungen platzten und vernichteten so manches Anleger – Vermögen.
Diesen beiden Entwicklungen ist eines gemeinsam: Sobald der Mensch an den Finanzmärkten handelt, kann er sich ohne weiteres seiner Vernunft entledigen und Anlageprodukte zu Preisen erwerben, von denen er weiß, dass sie deutlich über den Werten liegen, die er dafür erhält. Den selben Menschen würde es im Kaufhaus niemals einfallen, Dinge zu kaufen, die nicht einen Bruchteil ihres Preises wert sind. Aber an den Finanzmärkten geht es. Es ist eine Aufgabe für Psychologen, wenn solche Leute einräumen, dass an den Finanzmärkten "so lange getanzt wird, wie die Musik spielt“.
Wer seine sechs Sinne beisammen hat kann Wert und Preis auseinanderhalten. Wie wichtig dies ist, zeigt sich insbesondere beim Kauf oder Verkauf einer Unternehmung im Ganzen als typischen Anlass zur Unternehmensbewertung. Für ganze Unternehmungen existiert indes kein Marktpreis. Unternehmen sind durch eine Fülle individueller Erfolgsfaktoren bestimmt, so dass sich keine Marktpreise für sie bilden können. Auch die Aktienbörse ist kein Markt für ganze Unternehmen, dort werden regelmäßig nur marginale Unternehmensanteile übertragen.
Im allgemeinen lässt sich der Wert eines Gutes als Ausdruck einer Subjekt – Objekt – Beziehung durch den Nutzen ausdrücken, den sich ein Individuum von dem Gut verspricht. Für Konsumgüter und meist auch für Investitionsgüter ist er nicht genau quantifizierbar. Sobald dem Bewertungsobjekt jedoch künftige Erfolge zugerechnet werden können, was bei erwerbswirtschaftlichen Unternehmen zutrifft, ist auch eine Erfassung des Nutzens möglich. Dabei wird unterstellt, dass der Käufer eines Unternehmens dessen Nutzen um so höher einschätzt, je höher die Gewinne sind, die er sich aus dem Erwerb des Unternehmens verspricht. Dies ist eine zwangsläufige Folge unseres Strebens nach Gewinn.
Infolge dessen ist es unmöglich, einen Wert im objektiven Sinne zu ermitteln. Jede Bewertung ist subjektiv. Für ein Unternehmen kann es keinen richtigen Preis geben.
Wert ist auch kein Begriff, dessen Geltungsbereich sich auf die ökonomische Sphäre des menschlichen Seins beschränkt. Den Werten, mit denen sich die Wirtschaftswissenschaften vorrangig beschäftigt, stehen ethische, ästhetische, soziale usw. Werte gegenüber.
„Es gibt keine absoluten Werte, denn es sind nicht die Dinge, die uns ihren Wert auferlegen, sondern der Mensch selbst ist es, der die Werte bestimmt“ (Jakob Viel).
Das Postulat der Vertreter eines objektiven Unternehmenswertes, der auf der Grundlage kapitalmarktorientierter Bewertungsverfahren ermittelt wird, nach deren Auffassung sich der Wert eines Unternehmens von seinem Preis ableitet, wurde spätestens mit der globalen Kreditkrise, in der wir stecken, ad absurdum geführt. Die Unmengen so genannter toxischer Wertpapiere, die die Banken in ihren Büchern haben, sprechen für sich.
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