Montag, 13. Juli 2009

Herausforderungen bei der Bewertung junger Unternehmen



Im Allgemeinen wird der Lebenszyklus von Unternehmen in drei Phasen eingeteilt:

Early Stage, Expansion Stage und Later Stage. In der Early Stage - Phase wird nochmals zwischen Seed und Start - up unterschieden.

Seed - Unternehmer analysieren ihren Markt, melden Patente an, diskutieren über Ideen zur Umsetzung von Produktkonzepten usw. Es ist ratsam, sich bereits in dieser Vorgründungsphase um eine Kapitalausstattung zu kümmern, die bis zum Markteintritt reicht. Bei Gesprächen mit möglichen Kapitalgebern müssen die "Ideenunternehmer" eine glaubwürdige und nachvollziehbare Vorstellung über den Wert ihres künftigen Unternehmens haben.

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum eine Unternehmensbewertung unter diesen Bedingungen besonders herausfordernd ist:

1. Die Historie fehlt.

Es gibt keine betriebswirtschaftlichen Auswertungen aus der Vergangenheit und damit keine Ausgangsbasis für eine Analyse. In der Regel nimmt die Buchhaltung mit der Gründung des Unternehmens ihre Arbeit auf. Ein Start - up - Unternehmen verfügt über einige Monatsauswertungen, bestenfalls über den Abschluss des ersten Rumpfgeschäftsjahres. Diese sehr kurze Historie junger Unternehmen stellt insofern ein Problem dar, als dass die bewertungsrelevanten Daten aus quantitativer wie qualitativer Sicht nicht für eine aussagefähige Bewertung geeignet sind. Dies ergibt sich vor allem daraus, dass die Aktivitäten, die junge Untenehmen in ihrer Ingangsetzungs-, Aufbau- und Wachstumsphase entwickeln, eher einmaligen Charakter besitzen und nicht als regelmäßig wiederkehrend betrachtet werden dürfen. Aus diesem Grunde können die entsprechenden Unternehmensdaten meistens nicht als repräsentativ gelten. Anlaufschwierigkeiten können diese Daten weiter verzerren.

2. Mangelhafte Businesspläne. Die meisten Businesspläne von "Ideenunternehmern" halten einer kritischen betriebswirtschaftlichen Analyse nicht stand. Dies gilt besonders bei technologieorientierten Gründungen. In der Regel wird der Bewerter gemeinsam mit den jungen Unternehmern einen neuen Businessplan als Basis seiner Unternehmensbewertung aufstellen müssen.

3. Es gibt keine Umsätze, nur Aufwendungen.

Ein Ideenunternehmen hat keine marktfähigen Produkte und deshalb keine Erlöse. Der Weg zum erfolgreichen Markteintritt dauert nicht selten mehrere Jahre und ist durch Verluste gekennzeichnet, die das Kapital nach und nach aufbrauchen.

4. Abhängigkeit von Private Equity und staatlichen Förderprogrammen

In den meisten Fällen hängen junge Unternehmen von privaten Kapitalgebern ab. Beim Start up sind es die Gründer mit ihren Kapitaleinlagen, vielleicht noch Freunde und Familienmitglieder. Hilfen aus staatlichen Förderprogrammen ergänzen deren Engagement. In der Nachgründungsphase entsteht in der Regel sehr schnell ein darüber hinausgehender Kapitalbedarf. Dann sind Business Angels oder Venture Capital - Gesellschaften die üblichen Kapitalquellen.

5. Viele junge Unternehmen überleben nicht.

Eine hohe Unsicherheit begleitet die Investitionen in Start up - Unternehmen und erschwert die Kapitalbeschaffung.

Der Bewerter muss Vorstellungen darüber entwickeln, wie hoch die Überlebenswahrscheinlichkeit des zu bewertenden Unternehmens in der jeweiligen Lebenszyklus - Phase ist.

6. Abhängigkeit junger Unternehmen von Schlüsselpersonen.

Der Bewerter muss in Betracht ziehen, dass das zu bewertende Unternehmen nicht fortbesteht, wenn eine oder mehrere Schlüsselpersonen es verlassen.

7. Die Qualität des Managements spielt bei jungen Unternehmen eine viel größere Rolle als bei etablierten Unternehmen.

8. Die Lebensdauer junger Unternehmen kann durch Patentlaufzeiten begrenzt sein.

9. Anti - Dilution - Regelungen.

Vertragliche Vereinbarungen zum Verwässerungsschutz werden von Investoren zum Schutz gegen zu hohe Unternehmensbewertungen in der ersten Finanzierungsrunde eingesetzt. "Erstrunden - Investoren" können bei späteren Kapitalerhöhungen, die zu einem niedrigeren Unternehmenswert durchgeführt werden, so gestellt werden, als hätte dieser geringere Unternehmenswert bereits in der ersten Finanzierungsrunde gegolten. Das bedeutet, die "Erstrunden - Investoren" erhalten unentgeltlich weitere Kapitalanteile. Es ist auch möglich, in der Satzung des Unternehmens andere Regelungen zum Verwässerungsschutz zu verankern, die den Unternehmenswert möglicherweise erheblich beeinflussen.

10. Die Geschäftsanteile sind nicht liquide. Es gibt keinen geregelten Markt für Geschäftsanteile an nicht börsennotierten Unternehmen. Wer sich an einem jungen Unternehmen beteiligt hat, muss wissen, dass sein Geld mittel- bis langfristig gebunden ist; seine Anlage ist illiquide.

Die Auswahl der Methode zur Unternehmensbewertung hat dieser besonderen Situation Rechnung zu tragen. Der Bewerter steht vor der Aufgabe, herkömmliche Methoden an diese Charakteristik junger Unternehmen anzupassen oder situationsspezifische Bewertungsverfahren zu nutzen.









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