Die Berechnung des Restwerts eines Unternehmens mithilfe der Formel der "ewigen Rente" sorgt für Diskussionen. Es lässt sich zeigen, dass die darin implizierte angenommene Lebensdauer des zu bewertenden Unternehmens unrealistisch lang ist; siehe
Ewig Ärger mit ewiger Rente in der Unternehmensbewertung.
Sebastian LOBE hat sich in einer aktuellen Arbeit mit dieser Problematik befasst. Er geht davon aus, dass die mit der "ewigen Rente" verbundene Vorgehensweise unbestritten nationaler wie internationaler Standard ist.
Sebastian Lobe, akademischer Oberrat am Center of Finance und Lehrstuhl für Finanzdienstleistungen, Universität Regensburg
LOBE stellt dar, dass dass der Ansatz der ewigen Rente dann ökonomisch gut begründet ist, wenn angenommen werden kann, dass der Wert der Verfügungsrechte am Ende der Firmenlebensdauer deutlich über null anzusiedeln ist. Seines Erachtens ist es für den Fall der Insolvenz in der Tat sinnvoll zu unterstellen, dass an die Eigentümer keine Zahlungen mehr geleistet werden. Die Bedeutung der Insolvenz relativiert er aber wie folgt:
"Empirische Belege in einem globalen Kontext sprechen jedoch klar dafür, dass der Fall der Insolvenz mit einer Quote von unter 2 % p.a. keineswegs als Regelfall anzusehen ist."
Damit sei die Annahme der ewigen Rente auch empirisch begründbar.
Für den Fall der Insolvenz bezieht LOBE sich auf Daten nach CLAESSENS / KLAPPER (American Law and Economics Review 2005, S. 262), wonach die Anzahl der jahresdurchschnittlichen Insolvenzen zum jahresdurchschnittlichen Bestand an Unternehmen ins Verhältnis gesetzt wird.
Dieser sehr grobe empirische Beleg lässt zwei wichtige Argumente außer acht:
- Zum Bewertungsstichtag werden im Grunde die relativen Wettbewerbsvorteile des Unternehmens bewertet. Erfahrungsgemäß fällt das Unternehmen jedoch innerhalb weniger Jahre aus diesem Geschäftsmodell heraus, wodurch die zum Bewertungsstichtag getroffenen Annahmen hinfällig werden.
- Empirische Untersuchungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM), Bonn, haben ergeben, dass Familienunternehmen - mehr als 90 % der in Deutschland tätigen Unternehmen fallen in diese Kategorie - eine Lebensdauer von durchschnittlich 24 Jahren haben.
LOBE ist sich dieser Problematik wohl stillschweigend bewusst, wenn er konstatiert,
dass der Methodenbaukasten für die Bestimmung des Endwerts in der Unternehmensbewertung wesentlich mehr zu bieten hat als der einer unbegrenzt geometrisch wachsenden Annuität.
(Lobe, Sebastian: Lebensdauer von Firmen und ewige Rente: Ein Widerspruch?, in: CORPORATE FINANCE biz 3/2010, S. 179-182)
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