Dienstag, 27. Juli 2010

Auf in die nächste Krise


Simon Johnson:

WASHINGTON, D. C. – Die Meinungen der Fachwelt darüber, wie sich die nächsten 12 Monate für die Weltwirtschaft entwickeln werden, gehen weit auseinander. Diejenigen, die sich auf die aufstrebenden Märkte konzentrieren, betonen das an Fahrt gewinnende Wachstum, wobei einige Prognosen von einer Steigerung der weltweiten Produktion um 5 % ausgehen. Andere, die sich mit den Problemen in Europa und den Vereinigten Staaten befassen, bleiben pessimistischer und prognostizieren eher ein Wachstum von etwa 4 % – und manche neigen sogar dazu, eine mögliche „W-förmige Rezession“ (double dip) mit einem zweiten Konjunkturrückgang vorherzusehen.

Es ist eine interessante Debatte, aber sie lässt den Blick fürs Ganze vermissen. Als Reaktion auf die Krise von 2007-2009 schnürten die Regierungen der meisten Industrieländer die zum Teil großzügigsten Rettungspakete, mit denen Finanzinstitute je ausgestattet wurden. Selbstverständlich ist es nicht politisch korrekt, von Rettungspaketen zu sprechen – die bevorzugte Wortwahl der politischen Entscheidungsträger lautet „Liquiditätshilfe“. Doch läuft dies im Grunde auf das Gleiche hinaus: Als es hart auf hart kam, beugten sich die mächtigsten Regierungen der Welt (zumindest auf dem Papier) immer wieder den Forderungen und Wünschen derer, die großen Banken Geld geliehen hatten.



Copyright: Project Syndicate 2010
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Aus dem Englischen von Anke Püttmann




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