Montag, 26. Juli 2010

Praktiker kritisieren das Multiplikatorverfahren der Unternehmensbewertung

 

Multiplikatorverfahren zur relativen Bewertung
am Kapitalmarkt haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ihr Grundprinzip, das auf dem "Law of one Price" beruht, ist allerdings alt. SCHMALENBACH hat bereits 1949 in seinem Werk "Beteiligungsfinanzierung" dieses Prinzip ausführlich als "Leistungseinheitswertmethode" beschrieben. Im Multiplikatorverfahren wird der Marktwert eines Unternehmens aus den Marktpreisen vergleichbarer Unternehmen gewonnen. Damit folgt es einer Systematik, die sich von den zahlungsstromorientierten Verfahren auf den ersten Blick grundsätzlich unterscheidet. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch: Die Verwendung eines Multiplikators bedeutet nicht, dass jemand bereit ist, einen Preis für eine Gewinn- oder Umsatzgröße zu bezahlen. Der Multiplikator ist vielmehr eine Hilfsgröße für die Schätzung des Barwerts künftiger Einzahlungsüberschüsse.

Ein Multiplikator besteht aus einer Stromgröße (Gewinn, Cash Flow, Umsatz etc.) oder Bestandsgröße (z.B. Buchwert des Eigenkapitals) sowie einer Wertgröße (Börsenkurs, Transaktionspreis).

Im Controler Magazin Heft 4 Juli / August 2010 ist ein bemerkenswert kritischer Artikel zur Anwendung des Multiplikatorverfahrens in der Unternehmensbewertung erschienen:


Zusammenfassung der Vor- und Nachteile


Bei mangelnder Vergleichbarkeit in Bezug auf diese und andere Kriterien ist eine Multiplikatorenbewertung nicht sinnvoll. Damit ist die Gruppe von vergleichbaren Unternehmen („peer group“) von vornherein stark eingeschränkt und möglicherweise nicht mehr repräsentativ. Lockert man dagegen die Vergleichskriterien, wird der Ermessensspielraum für den Bewerter immer größer. In der Praxis werden daher oft mehrere peer groups gebildet: Ausgehend von den am besten vergleichbaren Gesellschaften werden schrittweise weitere Unternehmen, die dem „Anforderungsprofil“ nicht mehr so gut entsprechen, in die Vergleichsgruppe mit aufgenommen.

Damit kann man den Einfluss unterschiedlicher Vergleichsgruppen auf den Unternehmenswert deutlich machen. Andererseits verkomplizieren solche notwendigen Anpassungen der Multiplikatoren das Verfahren und relativieren dadurch den großen Vorteil dieser Methode, nämlich die einfache, schnelle und auch bei schlechtem Informationsstand durchführbare Bewertung. Ein gravierender Nachteil ist die fehlende Bereinigung von externen Effekten. Die Entwicklung sowohl der Marktmultiplikatoren (die in erster Linie einer relativen, nicht einer absoluten Bewertung dienen) als auch der Transaktionsmultiplikatoren folgt konjunkturellen Stimmungen.


Nachteil Multiplikatorenmethode
Abb.5: Der relativ einfachen Anwendung der Multiplikatorenmethode steht eine große Anuahl von Nachteilen gegenüber

Die Spekulationsblase der New Economy um die Jahrtausendwende lieferte das beste Beispiel dafür. Die individuellen Strategien unterschiedlicher Investoren können nicht berücksichtigt werden, vielmehr werden Referenztransaktionen übertragen. Damit kann die Multiplikatorenbewertung keinen exakten Wert, sondern allenfalls einen Anhaltspunkt bzw. eine Bandbreite von Werten liefern. Ihr Einsatzgebiet im Kontext der wertorientierten Unternehmensführung beschränkt sich daher auf die Plausibilisierung von bereits durch DCF-Verfahren ermittelten Unternehmenswerten.  


---

Die überschätzte Kennzahl

 

Bereinigung von Sondereinflüssen im Multiplikatorverfahren der Unternehmensbewertung

 

Anwendungen des Multiplikatorverfahrens in der Unternehmensbewertung

 

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen