Zuletzt war es die Bayern LB, die mit ihrem gründlich missglückten Investment in die Hypo Group Alpe Adria für öffentliches Aufsehen sorgte. Das Nachrichtenmagazin FOCUS berichtete am 14.12.2009:
Landesbankchef nimmt seinen Hut
Nach der teuren Rettung der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria hat der Chef der Haupteigentümerin BayernLB, Kemmer, seinen Posten geräumt. Die bayerische Staatsregierung hatte zuvor mit Millionenhilfen den Zusammenbruch der Bank abgewendet.
In der Tat sind es wohl zuerst die deutschen Landesbanken, die ihre Geschäftsmodelle grundlegend überdenken müssen und für eine breitere Eigenkapitalbasis zu sorgen haben. Insoweit sind sie vor allen anderen Finanzinstituten einem anhaltenden Anpassungsdruck ausgesetzt:
Bis zum Ausbruch der Krise war über eine längere Zeit hinweg eine immer stärkere Nutzung von Instrumenten zum Kreditrisikotransfer festzustellen. Damit war die Erwartung einer besseren Streuung der Risiken unter den Investoren verbunden. Als die Kreditausfälle zunahmen, zeigte sich jedoch eine hohe Konzentration der Risiken sowie eine - oft komplexitätsbedigte - geringe Liquidität der Produkte. Deshalb erlitten Banken gravierende Verluste in Kreditpositionen des Handelsbuchs. Die Risikoübertragungen mittels Kreditausfallswaps oder Kreditversicherungen waren nur begrenzt wirksam, weil die Gegenparteien - vor allem schwach regulierte US - Versicherungsunternehmen - in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Darüber hinaus wurden die Bankbilanzen in der ersten Phase der Krise in etlichen Fällen durch die Zurücknahme weitgehend illiquider Aktiva aus Zweckgesellschaften belastet. Die Bereinigung der Bilanzen von Aktiva, die vormals als liquide galten, nun aber durch große Bewerungsunsicherheit gekennzeichnet sind, ist ein wichtiger Schritt, um die Vergabe neuer Kredite zu ermöglichen. Insoweit spiegeln die inzwischen vorgenommenen Abschreibungen internationaler Banken in Höhe von 1.200 Mrd. US$ auch den substanziellen Fortschritt in der Bereinigung von Problemaktiva wider. In vielen Staaten, so auch in Deutschland, wird die "Entgiftung" der Bankbilanzen überdies durch gezielte Maßnahmen unterstützt. Inzwischen erlauben es die stabilisierten Marktbedingungen vermehrt, komplexe Kreditprodukte aufzuspalten und separat zu liquidieren. Allerdings ist die Aufarbeitung der Altlasten nicht abgeschlossen, so dass weitere Anstrengungen unerlässlich sind. Dies ist nicht zuletzt auch deswegen geboten, weil alleine aufgrund des konjunkturellen Nachlaufs noch erheblicher zusätzlicher Abschreibungsbedarf zu erwarten ist.
Vor diesem Hintergrund kommt dem vorsorglichen Aufbau angemessener Eigenkapitalpuffer hohe Priorität zu. Auf eine bessere Eigenkapitalausstattung wird nicht nur von regulatorischer Seite gedrungen. Auch Geschäftspartner untereinander und Ratingagenturen haben im Verlauf der Krise ihre diesbezüglichen Anforderungen erhöht. Da die Eigenkapitalrentabilität infolge eines geringeren Fremdkapitalhebels sinkt, dürften einige Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt werden. Hinzu kommt die Anpassung von bisherigen Leistungsangeboten. Zum Beispiel dürfte künftig ein größerer Anteil von Transanktionen über zentrale Gegenparteien abgewickelt werden, nachdem Geschäftspartnerrisiken und Intransparenz in den bestehenden Strukturen als besondere Schwachpunkte hervortraten.
Vorübergehend profitieren vorrangig die großen international tätigen Finanzinstitute von günstigen Notenbankzinsen, hohen Prämien für die Bereitstellung von Marktliquidität, dem Marktaustritt einiger Konkurrenten und der Erholung an den Finanzmärkten, etwa im Emissionsgeschäft bei Anleihen und Aktien.
Mittelfristig besteht indessen die Herausforderung darin, eine angemessene Balance zwischen der gebotenen Kapitalausstattung und einer auskömmlichen Profitabilität zu finden. Ein Beispiel für die notwendige Anhebung der Kapitalstandards sind die im Vorfeld der Krise unterschätzten Risikopositionen des Handelsbuchs. Insgesamt ist allerdings nur in Ansätzen absehbar, wie der durch das veränderte Marktumfeld entstandene Anpassungsdruck auf die Profitabilität bestimmter Geschäftsmodelle und die bestehenden Strukturen wirkt. Ein nicht zu vernachlässigendes Risiko besteht weiterhin darin, dass die durch die Krise mit Wucht angestoßenen Anpassungen bei einer Reihe von Finanzinstituten zu einer Zurückhaltung im Kreditangebot führen könnten, die auch auf aggregierter Ebene spürbar wäre.
(Quelle: DEUTSCHE BUNDESBANK EUROSYSTEM, Finanzstabilitätsbericht 2009)
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