BRÖSEL / HAUTTMANN (Einsatz von Unternehmensbewertungsverfahren zur Bestimmung von Konzessionsgrenzen sowie in Verhandlungssituationen - eine empirische Analyse - in: FINANZBETRIEB, 9. Jahrgang, April 2007 Teil I, Mai 2007 Teil II) schreiben zu dem Problem unsicherheitsverdichtender Planungsverfahren:
Punktwerte sind das Ergebnis einer Unternehmensbewertung, wenn die Unsicherheit beim Einsatz der Verfahren verdichtet wird. Die Aggregation der Unsicherheit auf eine exakte Zahl kann z.B. durch Komprimierung der Eingangsdaten erfolgen. Bei der in der Praxis weit verbreiteten Risikozuschlagsmethode findet eine solche Komprimierung der Eingangsdaten statt, indem versucht wird, den Kalkulationszins risikospezifisch zu adjustieren. Auf Punktwerte aggregierte Entscheidungswerte sind jedoch zur Entscheidungsfindung wenig sinnvoll, denn "die Unsicherheit (...) soll nicht "weggerechnet", sondern vielmehr in ihren vollen Auswirkungen aufgedeckt werden".
BRÖSEL / HAUTTMANN schlagen dagegen vor:
Im Rahmen von die Unsicherheit aufdeckenden Verfahren werden Konzessionsgrenzen in Form von Bandbreiten oder bestenfalls Verteilungsfunktionen ermittelt. Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, werden Entscheidungswerte als Bandbreiten von den befragten Unternehmen mit großer Mehrheit bevorzugt. Um die Wertebereiche von Entscheidungswerten transparent darstellen zu können, eignen sich besonders die Verfahren der Risiko- und der Sensitivitätsanalyse, welche zur Entscheidungswertermittlung mit investitionstheoretischen Bewertungsmodellen kombiniert werden sollten. Eine solche Bandbreite ergibt sich somit durch die Berechnung des Werts mit ein und demselben Verfahren, welches im Hinblick auf die Entscheidungswertermittlung ein investitionstheoretisches Modell sein sollte, mit verschiedenen, als möglich erachteten Eingangsdatenkombinationen.
Ein geeignetes Verfahren zur Aufdeckung der Unsicherheit ist die Monte Carlo - Simulation.
Martin KLEIN, Friedrich - Alexander - Universität Erlangen - Nürnberg, hat ein interessantes Arbeitspapier vorgelegt. KLEIN zeigt, dass es verhältnismäßig einfach gelingt, computergestützt eine Unternehmenswertverteilung und damit auch eine Chancen- und Risikostruktur des zu bewertenden Unternehmens zu generieren.
Einleitung
Im Rahmen der klassischen Unternehmensbewertung - sei es nun für den Akquisitions- oder den Rechnungslegungsprozess (z.B. Beteiligungsbewertung) - werden mehrwertige Zukunftsszenarien frühzeitig zu einem kaum mehr nachvollziehbaren Erwartungswert verdichtet oder finden allenfalls in einfachen Sensitivitätsanalysen Berücksichtigung. Dies liegt insbesondere darin begründet, dass die Schritte zur Ermittlung notwendiger Verteilungen in den bisherigen Veröffentlichungen zur stochastischen Unternehmensbewertung noch nicht näher problematisiert wurden. In der Bewertungspraxis sind diese Verteilungen im Regelfall aufgrund fehlender oder sehr instabiler historischer Datenpunkte nur schwer ermittelbar bzw. nicht auf die Zukunft fortschreibbar. Der folgende Beitrag beschäftigt sich daher mit der Frage, wie die Ermittlung und Aggregierung von Verteilungen für die Monte - Carlo Simulation im gewöhnlichen Due Diligence Prozess computergestützt berücksichtigt werden kann.
In Abschnitt 2 werden hierzu zunächst die Funktionsweise der Monte - Carlo Simulation und die notwendigen Anforderungen an das einzusetzende Softwaretool aufgezeigt. Anschließend wird ein Ansatz vorgestellt, wie die Verteilungen der wichtigsten Wert- und Risikotreiber im Due Diligence Prozess computergestützt zu ermitteln sind. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung und kurzen Würdigung der hier gewonnenen Erkenntnisse.
Zusammenfassung
Die vorgenannten Ausführungen zeigen, dass die Generierung von aggregierten Verteilungen im Rahmen des Due Diligence Prozesses mit einfachen Mitteln möglich ist.
Durch leicht bedienbare und kostengünstige Softwaretools, die als Add - ins zu gängigen Tabellenkalkulationsprogrammen wie Microsoft Excel fungieren und über geeignete Features verfügen, können mehrwertig prognostizierte Szenarien verschiedener Mitglieder der jeweiligen Due Diligence computergestützt aufbereitet, aggregiert und in das deterministische Planungsmodell zur Stochastisierung überführt werden. Umfangreiche Zusatzarbeiten im Vergleich zur klassischen Due Diligence fallen dabei nicht an, da bereits bei der deterministischen Bewertung eine konkrete Auseinandersetzung mit den Hauptrisiken des Bewertungsobjektes erfolgen sollte.
Durch die vorgestellte modifizierte Delphi - Methode wird gewährleistet, dass die wichtigsten Wert- und Risikotreiber von unterschiedlich erfahrenen Experten identifiziert, mehrwertig prognostiziert und einschlägig diskutiert werden können. Im Endeffekt gelingt es so, computergestützt eine Unternehmenswertverteilung und damit auch eine Chancen- und Risikostruktur des Bewertungsobjekts zu generieren, welche auf den diskutierten Einschätzungen und aggregierten Erfahrungen aller Teammitglieder beruht.
Um die Nachvollziehbarkeit und Reliabilität des Bewertungsprozesses zu gewährleisten, sollten jedoch zur Vermeidung von Meta - Riskiken grundsätzlich nur einfach nachvollziehbare Verteilungen zur Anwendung kommen und die Teamleiter über hinreichende statistische Grundkenntnisse verfügen.
Die Aussagekraft des Modells macht es zudem erforderlich, von einer "zwangsweisen" Generierung schwer ermittelbarer Verteilungen abzusehen. Dies betrifft insbesondere jene Risiken, die ohnehin nur schwer quantifizierbar sind (z.B. Abschätzung kultureller Integrationsrisiken, etc.).
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