Spekulationsblasen, Zufallschwankungen und langfristige Verzerrungen der Aktienkurse sowie die Tatsache, dass nur eine geringe Anzahl von Unternehmen börsennotiert ist, schränkt die Börsenkapitalisierung als Wertkonzeption in der Unternehmensbewertung ein.
Zu diesen in der Literatur zur Bewertungstheorie ausführlich diskutierten Gründen tritt ein weiterer hinzu, der die Aussagefähigkeit öffentlich zugänglicher Börsenkurse mindert. Die etablierten Aktienbörsen verlieren durch so genannte "Dark Pools" schleichend an Bedeutung.
Dark Pools sind Plattformen, die den anonymen, schwach regulierten Aktienhandel außerhalb der Börsen ermöglichen. Für Außenstehende bleibt im Dunkeln, welche Aktien zu welchen Preisen mit welchen Umsätzen gehandelt werden. Daher ihr Name Dark Pool.
Die Existenz von Dark Pools ist einer der Hauptgründe, warum NYSE und NASDAQ Handelsvolumen verlieren. In den USA finden bereits circa 10 % des gesamten Wertpapierhandels auf diesen anonymen Plattformen statt, besagen Schätzungen. Das exakte Handelsvolumen liegt im Dunkeln, denn Dark Pools melden der SEC nur alle drei Monate ihr aggregiertes Handelsvolumen im Rahmen eines nicht standardisierten Verfahrens.
Auch in Europa gewinnen Dark Pools seit 2007 an Bedeutung. Credit Suisse ist die erste europäische Bank, die veröffentlicht hat, wie viel in ihrem Dark Pool in Europa gehandelt wird. Im vierten Quartal 2009 waren es Aktien mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro.
An den etablierten Börsen wird der Umfang der in einem einzelnen Auftrag gehandelten Aktien ständig geringer. Grossaufträge, die Spekulanten anlocken könnten, werden immer öfter über Dark Pools abgewickelt.
Diese Entwicklung schränkt den Informationswert von Aktienkursen klassischer Börsen erheblich ein. Es entsteht eine "Zweiklassengesellschaft", die eine Vielzahl von Investoren von relevanten Informationen über Aktienkurse und deren Determinanten fernhält.
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