Freitag, 26. Februar 2010

Das Kreditgeschäft im Euro - Währungsgebiet


Ergebnisse einer von der EZB im Zeitraum 07.12.2009 - 08.01.2010 durchgeführten Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro - Währungsgebiet:

Zusammenfassung

Insgesamt lässt sich feststellen, dass bei der seit dem zweiten Halbjahr 2007 zu beobachtenden Verschärfung der Kreditrichtlinien ein Wendepunkt bevorstehen könnte, der aber auf Ebene des Euroraums noch nicht erreicht ist. Die aktuellen Umfrageergebnisse weisen darauf hin, dass die Kreditrichtlinien per saldo erneut etwas verschärft wurden, allerdings weniger stark als in den vorangegangenen Quartalen. Eine Betrachtung der einzelnen Kategorien von Kreditnehmern zeigt, dass die Kreditrichtlinien bei Hypothekarkrediten weniger stark gestrafft wurden als bei Konsumentenkrediten und Darlehen an nicht - finanzielle Kapitalgesellschaften.

Unternehmenskredite (inklusive Kreditlinien)

Im Schlussquartal 2009 ging der prozentuale Saldo der Banken, die eine Verschärfung der Richtlinien für Unternehmenskredite (inklusive Kreditlinien) meldeten, weiter auf 3 % zurück (nach 8 % im dritten und 21 % im zweiten Quartal). Die Straffung ließ laut den aktuellen Umfrageergebnissen also deutlich langsamer nach als in den Umfragen davor. Der Rückgang der Verschärfung war zudem etwas weniger stark als in der vorherigen Umfrage von den Banken erwartet. Im dritten Quartal 2009 waren die Banken noch davon ausgegangen, dass die Verschärfung per saldo eine Wert von Null erreichen und somit zum Stillstand kommen würde.

Was die Faktoren betrifft, die für die leichte Verschärfung der Kreditrichtlinien ausschlaggebend waren, so meldeten die Banken einen etwas geringeren Einfluss der Risiken im Zusammenhang mit den allgemeinen Konjunkturaussichten, den branchenspezifischen Faktoren und den Sicherheiten. Diese Faktoren trugen zwar alle nach wie vor zur Verschärfung der Kreditrichtlinien bei, verloren im Schlussquartal 2009 aber weiter an Bedeutung, ganz im Einklang mit den sich insgesamt aufhellenden Wirtschaftsaussichten für den Euroraum. Bei den bankspezifischen Faktoren wurde jedoch ein uneinheitliches Bild verzeichnet. Einerseits trugen der Zugang der Banken zur Marktfinanzierung (- 2 %) und die Liquiditätsposition der Kreditinstitute (- 8 %) im letzten Jahresviertel 2009 zu einer Lockerung der Kreditrichtlinien bei, wobei diese etwas weniger stark ausfiel als im Vorquartal. Andererseits wirkten die Eigenkapitalkosten der Banken in Richtung einer stärkeren Verschärfung der Richtlinien (9 % gegenüber 7 % im dritten Quartal 2009).

Die per saldo gemeldete Verschärfung der preislichen und nichtpreislichen Konditionen für Unternehmenskredite nahm im letzten Vierteljahr 2009 ebenfalls weiter ab. Diese Abnahme war breit angelegt und betraf alle Kategorien von Konditionen. Dabei kam es insbesondere per saldo zu einem erheblichen weiteren Rückgang der Margenausweitung für durchschnittliche Kredite, und zwar von 13 % im dritten auf 6 % im vierten Quartal 2009.

Per saldo rechnen 4 % der Banken im Euro - Währungsgebiet damit, dass sich die Richtlinien für die Vergabe von Krediten an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften im ersten Quartal 2010 wieder etwas verschärfen werden.

Kreditnachfrage

Die Nettonachfrage nichtfinanzieller Unternehmen nach Krediten blieb negativ (- 8 %), wenngleich weniger stark als im dritten Quartal 2009 (- 20 %). Den größten Beitrag zur negativen Nettokreditnachfrage leisteten die verhaltenen Anlageinvestitionen (- 34 % im Schlussquartal 2009 nach - 52 % im Vorquartal) und in geringerem Maße die schleppenden Fusions- und Übernahmeaktivitäten (- 24 % gegenüber - 33 %), wenngleich die Beiträge beider Faktoren im Jahresverlauf 2009 weniger negativ sind. Die Nettonachfrage wurde auch dadurch gedämpft, dass die Unternehmen im Euroraum angesichts günstiger Marktbedingungen verstärkt auf alternative Finanzierungsquellen wie die Emission von Aktien (- 5 %) und insbesondere die Begebung von Schuldverschreibungen (- 13 %) zurückgreifen.


Für die Zukunft scheinen die Banken optimistischere Erwartungen hinsichtlich der Kreditnachfrage zu hegen als in der vorangegangenen Umfragerunde; sie gehen davon aus, dass sich die Nettonachfrage nach Unternehmenskrediten erholen und im ersten Jahresviertel 2010 ins Positive kehren wird (+ 15 %), und zwar bei den KMU etwas stärker (+ 22 %) als bei den Großunternehmen (+ 8 %).


(Quelle: EZB, Monatsbericht Februar 2010, S. 19 ff.)







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