Freitag, 4. September 2009

Rückblick auf das Ziel der ersten umfassenden Darstellung der Kapitalflussrechnungen


1967 veröffentlichte Karl KÄFER sein Werk Kapitalflußrechnungen. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die in dem neuen Rechenwerk der Kapitalflussrechnung liegenden Möglichkeiten zur Information über die Fülle erfolgsunwirksamer Vorgänge zu erschliessen.

Aus dem Vorwort:

Die periodische Rechnungslegung der Unternehmung hat die Aufgabe, den Beteiligten Bericht zu erstatten über Ereignisse der vergangenen Zeit und den am Ende des Zeitabschnitts erreichten Stand. Wird die zweite Aufgabe, die Darstellung des schließlichen Vermögens- und Kapitalbestandes durch die beiden Seiten der Bilanz in zwar besonderer, grundsätzlich aber doch vollständiger Weise geleistet, so trifft dies für die Erfüllung der ersten Aufgabe durch die Aufstellung der Erfolgsrechnung weit weniger zu. Diese gibt zwar ein Bild über Vorgänge, aus denen sich der ausgewiesene Gewinn oder Verlust ergab; fast nichts aber wird berichtet über die Maßnahmen, durch die die Unternehmungsleitung die oft vordringliche Aufgabe erfüllte, zahlungsfähig zu bleiben; über die Ursachen der Zu- und Abnahmen der flüssigen Mittel, über Finanzierung und Investierung - alles Vorgänge, die die Beteiligten aufs höchste interessieren müssen - schweigen sich die beiden Rechnungen fast völlig aus.

Um diesen Mangel zu beheben, wurden zuerst in Amerika und dann auch in Europa neuartige Abschlussrechnungen entwickelt, genannt "statements of sources and application of funds", "Bewegungsbilanzen", "Finanzflußrechnungen" usw., die den Unternehmungsleitern und schließlich auch den sonstigen Interessierten jene bisher nicht systematisch dargestellten Mittelzu- und -abflüsse vor Augen führen sollten. Bei diesen mannigfachen Versuchen handelte es sich im Grunde um eine logische und fast zwangsläufige Weiterentwicklung der Rechnungslegung: zeigt die Bilanz die am Ende des Jahres vorhandenen und ins neue Jahr hinüberwirkenden Bestände, und stellt die Gewinn-und Verlustrechnung aus den gesamten Umsätzen der Periode die erfolgswirksamen Bewegungen dar, so wird die Forderung nach einem umfassenden Ausweis der Unternehmungstransaktionen erst erfüllt, wenn durch eine dritte Jahresrechnung die übrigen, erfolgs
unwirksamen Bewegungen zusammengefaßt werden, zum Beispiel in einer Kapitalbeschaffungs- und -verwendungsrechnung. Diese bildet mit ihrer Information über die Tauschumsätze das wohl gleichwertige Gegenstück und die notwendige Ergänzung zur Erfolgsrechnung mit ihrer Zusammenfassung der Aufwand- und Ertragsumsätze. Erst durch die beiden Bewegunsrechnungen wird ein ausreichender Überblick über die Vorgänge des abgelaufenen Jahres gewonnen.

Diese dritte Jahresrechnung zieht die Aufmerksamkeit einer wachsenden Zahl von Unternehmungsleitern auf sich. Sie erregt in den USA, in Deutschland und vielen anderen Ländern auch das Interesse der Aktionäre, der Finanzanalytiker und der Handelspresse. Noch ist aber das Stadium des Experimentes nicht überwunden. Verschiedentlich wird betont, diese Aufstellungen würden oft nicht richtig verstanden. Die Ansichten über die aufschlußreichste Gestaltung gehen weit auseinander. Die in Literatur und Praxis empfohlenen und verwendeten Aufstellungn sind nach Inhalt und Form noch viel mannigfaltiger als die ja gegenüber der relativ einheitlichen Bilanz bereits sehr wandlungsreichen Erfolgsrechnungen. Einige Darstellungsarten haben leider auch beigetragen zur Ausbreitung von modisch gewordenen Schlagwörtern wie "Cash Flow" und "Finanzierung durch Abschreibung", durch die, wenigstens in den meisten Fällen, tiefer liegende komplizierte Tatbestände in oberflächlicher Weise simplifiziert werden.

Diese unbefriedigende Situation wurde in Amerika unter anderen Gründen auf die Tatsache zurückgeführt, daß eine umfassende Untersuchung und literarische Darstellung dieser Kapitalflussrechnungen nirgends zu finden sei, obwohl einige Wirtschaftsprüfer- und Buchhaltervereinigungen dem Gegenstand Forschungsstudien gewidmet haben. Dieselbe Feststellung trifft, so viel ich sehe, auch für Europa zu, trotz der beträchtlichen Anzahl der hier zu diesem Thema bisher erschienenen Schriften und Aufsätze. Der Versuch, jene anscheinend bisher nicht in Angriff genommene Aufgabe zu lösen, war das Ziel meiner Untersuchungen, deren Hauptresultate in diesem Buche dargestellt werden.

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(Karl Käfer: Kapitalflußrechnungen, Zürich 1967)












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