1967 veröffentlichte Karl KÄFER sein Werk Kapitalflußrechnungen. Käfer hat das Buch im engsten Kontakt mit der Praxis - vor allem der amerikanischen, die auf diesem Gebiet die weitaus fortschrittlichste war - ausgearbeitet.
Aus den Schlussbemerkungen:
Aus den Schlussbemerkungen:
Wenn nun abschließend noch versucht wird, die Bedeutung der Kapitalflußrechnungen zu würdigen, so soll es sich nur um eine von allen Einzelheiten absehende Gesamtbetrachtung des vielgestaltigen Gegenstandes handeln. Die im letzten Kapitel untersuchten besonderen Arten, wie die Geldflußrechnung, die konsolidierte und die Planungs - Kapitalflußrechnung sind bereits dort in ihrer Eigenart und ihren Vorzügen und Nachteilen beurteilt worden.
Die Schilderung der geschichtlichen Entwicklung im Ersten Teil dieses Buches hat gezeigt, daß sich dieser relativ neuen Erscheinung im Rechnungswesen der Unternehmungen die Beachtung, ja die Symphatie einer ständig steigenden Zahl von Wirtschaftswissenschaftern und -praktikern zugewandt hat. Dieses wachsende Interesse und die bis heute ununterbrochen zunehmende Verwendung der Kapitalflußrechnung sind offenbar mehr als nur eine Modeerscheinung; sie haben ihre guten Gründe, die im Fortgang der nun abgeschlossenen Untersuchung immer wieder zu Tage getreten sind. Eine Abwägung der Bedeutung dieser zusätzlichen Abschlußrechnung muß sich vor allem auf solche Gründe stützen. Doch fällt gewiß auch das Urteil sachkundiger Schriftsteller und erfahrener Praktiker ins Gewicht.
Die Kapitalflußrechnung ist ein Informationsmittel. Sie vermittelt Wissen als Grundlage zu weisen Handlungen. Informationsempfänger sind die verschiedensten Personen innerhalb und außerhalb der Unternehmung - ausführende und leitende Organe, Aktionäre und Gläubiger, Analytiker und Statistiker - und die Mitteilung an sie dient verschiedenen Zwecken. Nach Form wie nach Inhalt, zum Beispiel in Ausführlichkeit wie in Wahl des Fonds, drängen sich deshalb Anpassungen und damit Veriationen auf. Die früheren Beispiele haben gezeigt, in welch hohem Maße die Kapitalflußrechnung wandelbar ist. Mit der Zeit werden sich vielleicht für bestimmte Zwecke, zum Beispiel für die Mitteilung an die Aktionäre im Geschäftsbericht, gewisse Standardformen herausbilden. Fast alle, die diese Frage untersuchten, kamen jeoch zu der wohl zutreffenden Ansicht, daß ein hohes Maß an Flexibilität der Variabilität der Verhältnisse angemessen sei und eine weitgehende Vereinheitlichung nachteilig wäre. McFarland (S. 173) faßt das Ergebnis der Untersuchung der National Association of Accountants mit folgenden Worten zusammen: " ... different management purposes call for different statements based on different concepts of funds ". die weitgehende Anpassung an bestimmte Zwecke hat allerdings zur Folge, daß Leser mit anderen Wünschen nicht befriedigt sind. Die Kritik darf sich dann aber höchstens gegen die besondere Art seiner Verwendung, jedoch nicht gegen das Instrument als solches richten (ein Gegenbeispiel ist der Aufsatz von Walker).
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Die Aufgaben, die der Kapitalflußrechnung in betriebswirtschaftlicher, speziell buchhalterischer Sicht gestellt sind, werden bald in einem kurzen Satz zusammengefaßt, bald in einer langen Wunschliste aufgezählt. Wenn - wie oft - verlangt wird, daß die Veränderung der Liquiditätsposition, genauer: des "arbeitenden Kapitals" gezeigt werde, so ist der Liquiditätsnachweis aufzustellen, der diese Forderung erfüllt. Eine vollständige Kapitalflußrechnung löst die Aufgabe, systematisch die Gründe für die Änderung der Bilanzposten anzugeben (Vatter, Look S. 666). Eine Geldflußrechnung ist ein Ausweis für die Quellen der Geldmittel und die Kanäle, in die sie wieder abgeströmt sind (Verhülsdonk, 1952 S. 21). Bei vollständiger Ersetzung der Bestandsänderungen durch die Umsätze gelingt auch die Aufstellung eines "funds statement, viewed as disclosure and detail of the financial events affecting resources and equities of a business" (Trumbull, S. 21). Damit werden die Auswirkungen der betrieblichen Finanzierungspolitik dargestellt (Schönfeld, HWB Sp. 1053). Die letzten Forderungen sind allerdings gewöhnlich nur erfüllbar, wenn die Buchhaltung zur Verfügung steht.
Von den vielen Fragen, auf die oft beim Studium der Jahresrechnungen in den "funds statements" Antworten gesucht werden, stellt Mason (Study, S. 49 f.) ein Dutzend zusammen. Einige davon, namentlich die immer wieder gestellte erste Frage, sind schon früher erwähnt worden. Beispielsweise seien angeführt:
- Wohin geht der Gewinn?
- Wieso war es möglich, Dividenden auszurichten, die den Gewinn übersteigen?
- Warum ist das Netto - Umlaufvermögen gestiegen, wenn sich doch ein Reinverlust ergab?
- Wie wurde die Betriebserweiterung finanziert?
- Was geschah mit dem Erlös aus dem Anlagenverkauf?
- Wieso konnte trotz des Reinverlustes eine Dividende bezahlt werden?
- Wie wurde das Ergebnis der Obligationenanleihe verwendet?
- Woher kamen die Mittel zur Rückzahlung der Prioritätsaktien?
Viele weitere und noch kompliziertere Fragen werden aufgeworfen (z.B. von Stone, S. 128). Zu den Fragen 2, 3 und 6 zeigt die Fondsrechnung anschauchlich,
- daß Gewinn und Verlust nicht mehr oder weniger Geld bedeuten,
- daß unabhängig vom Jahreserfolg aus Beständen von Barmitteln und aus Finanzierung und Desinvestierung Dividenden ausgerichtet werden können,
- daß diese zwar immer das Geld und das Eigenkapital vermindern, aber nicht notwendigerweise auch das Reinumlaufsvermögen, in dem andere Zugänge den Geldabgang überkompensieren können.
Bei den anderen Fragen muß allerdings zugegeben werden, daß die Kapitalflußrechnung keine Antwort geben kann, oder nur unter künstlicher Isolierung der Vorgänge. Wie Mason (Study, S. 50) ausführt, werden die Mittel aus einer bestimmten Quelle selten ausgeschieden und einem bestimmten Zweck gewidmet, sondern vereinigen sich mit den übrigen Mitteln zu gemeinsamer Verwendung (vgl. Abschnitt 314). Welche Teile der Erlöse aus dem Anlagenvermögen oder der Obligationenemission, die sich im Geldvorrat vermischten, für die Aktienrückzahlung oder die Anlagenerweiterung verwendet wurden, kann nicht angegeben werden. Nachträglich in der Bilanz derartige Beziehungen zwischen Aktiven und Passiven zu ermitteln, ist ebenfalls unmöglich. Insbesondere ist nicht feststellbar, in welchen Aktiven als Zunahme und welchen Passiven als Abnahme der Gewinn tatsächlich steckt (vgl. vorn S. 189).
Was die Fondsrechnung aussagen kann, ist das folgende:
- Welche Fondsänderung ergab sich insgesamt und im einzelnen aus den Fondsaufwendungen und -erträgen (Fondsbeitrag aus Umsatz),
- welche Mittel sind dem Fonds aus Finanzierungen und Desinvestierungen zugeflossen (jeweils Angabe des Nettobeitrages aus jeder Quelle oder der einzelnen Zuflußvorgänge),
- welche Mittel sind aus dem Fonds für Investierungen und Definanzierungen verwendet worden (jeweils Angabe des Nettoabganges für jede Verwendungsart oder der einzelnen Abflußvorgänge),
- wie hat sich der Überschuß an Fondszu- oder -abgängen einerseits in den Aktiven und Passiven des Fonds und andererseits in den fondsfremden Beständen ausgewirkt.
Durch Anwendung einer besonderen Darstellungsart - der vollständigen Finanzierungs- und Invesitionsrechnung - gelingt es, die Vorgänge aufzuzeigen, die das Anwachsen des Unternehmungskapitals und der kurz- und langfristig investierten sowie der in flüssiger Form bewahrten Mittel bewirkten. Die Kapitalbeschaffungs- und -verwendungsbilanz gibt den so oft vermißten Überblick über die nichterfolgswirksamen Umsätze des Jahres und deren Auswirkungen. Die in bestimmten Fällen geeignete Umsatzmatrix endlich gibt vollständigen Einblick in die von der Buchhaltung erfaßten Vorgänge. Nach Bedürfnis können diese Aufstellungen inhaltlich und formell variiert und besonderen Wünschen weitgehend angepaßt werden. In Anbetracht all dieser Leistungen ist der Aussagewert der Kapitalflußrechnung wohl unbestreitbar; er wird heute auch in immer weiteren Kreisen anerkannt.
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Mit diesen Ausführungen soll die Bedeutung der Kapitalflußrechnung nicht übertrieben werden. Powelson (S. 86) hat recht, wenn er sie eher beschreibend als erklärend nennt. Aber diesen Mangel teilt sie mit den beiden anderen Abschlußrechnungen, die ebenfalls Zustände und Vorgänge zeigen, aber nicht deren Ursachen angeben können. (In gewissem Sinne zeigen alle drei Rechnungen die "Ursachen" für die jeweiligen Saldi: Reinvermögen, Reinerfolg, Netto - Fondsvermehrung.) Alle drei Abschlußrechnungen gehören zusammen und ergänzen sich gegenseitig: die Bilanz als Darstellung der Bestände, die Gewinn- und Verlustrechnung als Darstellung ausgewählter erfolgswirksamer Umsätze, und - mit dem Anspruch auf gleiche Bedeutung und Geltung - die Kapitalflußrechnung als Darstellung der bisher verborgen gebliebenen Vorgänge der Finanzierung, der Investierung und der Zahlungsmittelversorgung.
(Karl Käfer: Kapitalflußrechnungen, Zürich 1967, S. 402-406)
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