Im Auftrag der EZB wurde zwischen dem 15. März und dem 01. April 2010 eine Umfrage über den Zugang von Unternehmen im Euro - Währungsgebiet zu Finanzmitteln durchgeführt:
Insgesamt ist festzustellen, dass die Richtlinien für die Vergabe von Unternehmenskrediten den Ergebnissen zufolge per saldo genauso stark verschärft wurden wie im vorangegangenen Berichtszeitraum.
Kredite (inklusive Kreditlinien) an Unternehmen
Im ersten Quartal 2010 belief sich der prozentuale Saldo der Banken, die eine Verschärfung der Richtlinien für die Vergabe von Unternehmenskrediten (inklusive Kreditlinien) meldeten, unverändert auf 3 %. Dies entsprach weitgehend den Erwartungen aus der letzten Umfragerunde (4 %). Diese Gesamtentwicklung war über alle Unternehmensgrößen hinweg zu beobachten. Der prozentuale Saldo für die Kreditstandards ähnelte dem der vergangenen Umfragerunde; dabei wurden die Richtlinien für Kredite an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in ähnlichem Maße verschärft (4 % wie bereits im Schlussquartal 2009) wie die Richtlinien für Kredite an Großunternehmen (3 % nach 4 % im Schlussquartal 2009).
Was die Faktoren betrifft, die wesentlich zur Verschärfung der Kreditrichtlinien beigetragen haben, so blieben die Beiträge branchen- oder firmenspezifischer Faktoren (21 %) sowie der allgemeinen Konjunkturaussichten (9 %) gegenüber dem letzten Vierteljahr 2009 im Großen und Ganzen unverändert, während die Werthaltigkeit der geforderten Sicherheiten weniger stark zu Buche schlug (4 % nach zuvor 12 %). Somit schwächte sich der im Jahr 2009 beobachtete Rückgang des Beitrags der Faktoren, die mit der Risikoeinschätzung der Kreditinstitute zusammenhängen, im ersten Quartal 2010 ab. Bei den bankenspezifischen Faktoren zeigte sich weiterhin ein uneinheitliches Bild. Die Eigenkapitalkosten der Banken wirkten erneut in Richtung einer Straffung der Richtlinien, wenngleich nicht ganz so stark wie zuvor (6 % nach 9 % im vierten Quartal 2009). Auch der Zugang der Banken zur Marktfinanzierung trug leicht zur Verschärfung bei, nachdem er in den zwei vorangegangenen Quartalen in Richtung einer Lockerung gewirkt hatte. Die Liquiditätsposition der Kreditinstitute trug - gestützt durch die geldpolitischen Sondermaßnahmen der EZB - erneut zu einer Lockerung der Kreditrichtlinien bei (- 6 % nach - 8 % im letzten Jahresviertel 2009).
Die per saldo gemeldete Verschärfung der preislichen und nichtpreislichen Konditionen für Unternehmenskredite nahm im ersten Quartal 2010 weiter ab. Diese Abnahme war breit angelegt und betraf alle Kategorien von Konditionen. Dabei wurden insbesondere die Zusatz- und Nebenvereinbarungen insgesamt weniger stark verschärft als zuvor (4 % verglichen mit 12 % im vierten Quartal 2009). Eine Betrachtung nach Unternehmensgröße ergibt, dass die Margen für durchschnittliche Kredite an Großunternehmen erstmals seit der Einführung dieser Aufgliederung im ersten Jahresviertel 2009 leicht gelockert wurden (- 1 % nach 6 % im vierten Quartal 2009), während die Verschärfung bei den Margen für Kredite an KMUs weitgehend unverändert blieb (8 % nach 7 % im Schlussquartal 2009).
Was die weitere Entwicklung betrifft, gehen die Banken im Euro - Währungsgebiet per saldo davon aus, dass die Verschärfung der Richtlinien für die Vergabe von Unternehmenskrediten im zweiten Quartal 2010 im Großen und Ganzen unverändert bleiben wird (2 %).
Kreditnachfrage
Die Nettonachfrage nach Unternehmenskrediten war im ersten Jahresviertel 2010 rückläufig (- 13 % nach - 8 % im Schlussquartal 2009). Somit scheint sich die allmähliche Erholung, die im ersten Quartal 2009 bei der Kreditnachfrage der Unternehmen eingesetzt hatte, im Berichtsquartal abgeschwächt zu haben. Die Nettonachfrage sank sowohl bei den KMU - Krediten (- 9 % nach - 4 %) als auch bei den Krediten an Großunternehmen (- 20 % nach - 18 %), war aber bei den großen Unternehmen nach wie vor insgesamt schwächer. Die verhaltenere Nettokreditnachfrage der Unternehmen schien vor allem mit dem geringeren positiven Beitrag der Umschuldungen (d.h. der Umgestaltung der Konditionen ausstehender Schulden der Unternehmen) zusammenzuhängen, der sich von 47 % im Schlussquartal 2009 auf 26 % verringerte, nachdem er zuvor auf ausgesprochen hohe Werte geklettert war. Auch die günstigen Marktbedingungen, die zu einer gewissen Substitution der Finanzierung über Kreditinstitute durch marktbasierte Fremdfinanzierungsmittel geführt haben, dämpften die Kreditnachfrage der Unternehmen; dies zeigt sich insbesondere im negativen Beitrag der Begebung von Schuldverschreibungen (- 10 % gegenüber - 13 % im letzten Jahresviertel 2009). Dagegen blieb der negative Beitrag der Anlageinvestitionen angesichts der verhaltenen Investitionsausgaben im Großen und Ganzen unverändert auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau (- 32 % nach - 34 % im viertel Quartal 2009), während der Beitrag des Finanzierungsbedarfs für Lagerhaltung und Betriebskapital erstmals seit dem dritten Quartal 2008 positiv ausfiel (3 % gegenüber - 1 % im Schlussquartal 2009).
Für die Zukunft bleiben die Erwartungen der Banken hinsichtlich der Entwicklung der Kreditnachfrage der Unternehmen relativ optimistisch. Von den befragten Kreditinstituten gehen 21 % (nach 16 % im Vorquartal) davon aus, dass sich die Nettonachfrage nach Unternehmenskrediten erholen und im zweiten Jahresviertel 2010 ins Positive kehren wird, und zwar - im Einklang mit der aktuellen Entwicklung der Kreditnachfrage - bei den KMUs stärker (+ 24 % im zweiten Quartal 2010) als bei den Großunternehmen.
(Quelle: Europäische Zentralbank, EUROSYSTEM, Monatsbericht Mai 2010)