Montag, 16. November 2009

Unternehmensbewertung impliziert das Ordnen von Alternativen


Adam Smith hat das Phänomen der zunehmenden Effizienz organisierter Arbeitsteilung nachgewiesen. Auch der Prozess der Unternehmensbewertung erfordert eine bestimmte Ordnung. Im Grunde bedarf es des Ordnens von Alternativen.

Die meisten von uns sind in der glücklichen Lage, sich täglich irgendetwas kaufen zu können; und sei es nur ein Brötchen. Jede unserer Kaufentscheidungen resultiert aus einem vorher - bewusst oder unbewusst - ablaufenden "Bewertungsprozess", wobei der Begriff des Bewertens in diesem Sinne umgangssprachlich verwendet wird. Für unsere Betrachtungen ist diese Einschränkung aber unerheblich. Die enorme Anzahl der von der Bewertungstheorie hervorgebrachten Bewertungsmethoden und Methodenvarianten verdeckt möglicherweise die einfache Erkenntnis, dass sich das Problem der Bewertung eines Unternehmens als Ganzes von den von uns alltäglich zu lösenden "Bewertungsproblemen" weniger durch seine formale Struktur als durch die Besonderheiten seines Gegenstandes unterscheidet.

Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, Überlegungen zu den Grundlagen und Problemen einer allgemeinen Werttheorie anzustellen.

Die Temperatur der uns umgebenden Luft können wir ohne weiteres direkt mithilfe eines einfachen Thermometers messen. Dagegen ist der Wert eines Unternehmens nicht direkt messbar. Damit ist bereits das erste Problem beschrieben, das sich dem Bewertungspraktiker stellt. Fasst man den Wert als eine Subjekt - Objekt - Relation auf, kann dieser Wert nur durch einen Rückgriff auf das spezifische Zielsystem eines Subjektes festgestellt werden. Aber auch die Wertvorstellung, die ein Subjekt mit einem bestimmten Objekt verbindet, ist keiner unmittelbaren Messung zugänglich.


Die praktische Unmöglichkeit einer unmittelbaren Wertmessung hat die Bewertungstheoretiker veranlasst, andere Wege zur Entwicklung operationaler Verfahren der Bewertung zu suchen, wobei sich zwei grundsätzlich verschiedene Lösungswege herausgebildet haben.

Der empirisch - induktive Ansatz der Wertmessung

Dem Verhalten eines Menschen liegen bestimmte, relativ invariante und situationsunabhängige psychische Strukturen zugrunde, die sich in seinen Entscheidungen manifestieren und die sich durch geeignete Messoperationen in einem Modell als Wertrelationen abbilden lassen. Da die den Entscheidungen zugrunde liegenden Bewertungsvorgänge stets Ausdruck von Präferenzen sind, spricht man im Zusammenhang mit diesen psychischen Strukturen auch von einem "Präferenzsystem". Ausgehend von diesem Begriff lässt sich der empirisch - induktive Ansatz allgemein umschreiben als der Versuch, durch Beobachtungen der Realität, d.h. durch Befragungen oder durch Rückschlüsse aus dem beobachteten Entscheidungsverhalten eines Individuums eine modellhafte Vorstellung von dessen Präferenzsystem zu gewinnen.

Der analytisch - deduktive Ansatz der Wertmessung

Ebenso wie der empirisch - induktive Ansatz geht auch der analytisch - deduktive Ansatz von der Voraussetzung aus, dass Wertungen nur als Ergebnisse einer spezifischen Subjekt - Objekt - Relation abgeleitet werden können. Im Gegensatz zum empirisch - induktiven Ansatz wird das der Wertbestimmung zugrunde zu legende Ziel- bzw. Präferenzsystem hier jedoch als System von Axiomen betrachtet.

Im Zentrum der Betrachtung steht die Analyse der logischen Beziehungen zwischen einem gegebenen Zielsystem und einem gegebenen Entscheidungsfeld, aus denen der Wert einer Alternative nach den Regeln der deduktiven Logik abzuleiten ist.  Ein derartiges Entscheidungsmodell ist im Grunde nichts anderes als ein Verfahren der wertenden Ordnung von Alternativen. Die Zuordnung von Werten zu Alternativen wird in diesen Modellen durch eine aus der Zielhypothese (z.B. der Gewinnmaximierungshypothese) abgeleitete Zielfunktion vorgenommen. Dabei werden Alternativen als einander ausschließende Möglichkeiten der Ausschöpfung eines gleichhohen Kapitalvorrates formuliert.



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